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23. In allen ihren Geschäften ist die Leichenfrau nächst ihrer Obrigkeit dem Bezirks= Unterordnung
arzte untergeordnet und hat von demselben über ihre Dienstleistungen Belehrung und Anord= der Leichfn
nung anzunehmen und genau zu befolgen, auch zu jeder Zeit, wenn es verlangt wird, sich einer Obrigkeit und
Lon ihm zu veranstaltenden Prüfung ihrer Befähigung zu unterwerfen- unter (den Be-
zirksarzt.
Anhang K.
Kennzeichen des wahren Todes.
Es ist kein sicheres Zeichen des Todes, daß die Farbe des Gesichts und des übrigen Körpers-
bleich erscheint, daß selbst die Lippen eine ins Bläuliche fallende Blässe zeigen, daß der Körper
sich kalt anfühlt, daß das Athemholen, sowie das Schlagen des Herzens und des Pulses nicht
mehr bemerkt werden kann, und daß weder die Zusprache der Umgebenden, noch irgend etwas
anderes von außen her auf den Menschen Wirkendes diesen zu einer Veränderung in den Ge-
sichtszügen oder zu irgend einer andern Bewegung des Körpers veranlaßt.
Etwas zuverlässiger sprechen für die Wahrscheinlichkeit des erfolgten Todes: das gebrochene
Auge, nämlich das Eingefallensein der beim lebenden Menschen wie ein Uhrglas gewölbten,
durchsichtigen Haut am vordern Theile des Augapfels, die Hornhaut genannt; das Offenstehen
des Mundes durch Herabsinken der untern Kinnlade; das Geöffnetsein des Afters; die breit
gedrückte Beschaffenheit der fleischigen Theile, auf welchen der Körper liegt, namentlich die Ge-
gend der Schultern und die Hinterbacken; die violetten oder blaurothen Flecke auf dem Rücken
(die sogenannten Todtenflecke), die Steifigkeit der Gelenke an Armen und Beinen; endlich der
Umstand, daß aus den geöffneten Adern kein Blut fließt.
Am wenigsten kann aus dem einen oder dem andern dieser Zeichen allein der Schluß gezo-
gen werden, daß der Tod wirklich erfolgt sei; nur das Zusammentreffen des größern Theils der
hier genannten Zeichen mit einander kann mit Rücksicht auf die dem Tode vorausgegangenen
Umstände einen etwas sicherern Schluß gewähren.
Das einzig sichere Kennzeichen des wirklich erfolgten Todes ist die allgemeine Fäul-
niß, deren Zeichen nach Verschiedenheit des vorausgegangenen Leidens und der mehr oder
minder warmen Witterung früher oder später sich einstellen.
Das früheste davon ist der bekannte eigenthümliche Leichengeruch; später zeigen sich, beson-
ders am Unterleibe, an den Geschlechtstheilen und in der Nähe derselben grüne oder grün-
schwärzliche Flecke; der Unterleib selbst schwillt auf und die Gesichtszüge fangen an sich zu ver-
ändern; aus dem Munde, der Nase, dem After und bei dem weiblichen Geschlechte auch aus den
Geschlechtstheilen fließt gefärbte und übelriechende Gauche; später trennt sich selbst das dünne
Oberhäutchen von der Haut des Körpers ab, wenn man diese etwas derb anfaßt, oder den Fin-
ger stark auf derselben hinbewegt.