Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

und Rücksichtslosigkeit ein lustiger und unterhaltsamer Gesellschafter 
sein, der einen Kreis von interessanten Männern, nicht nur aus der 
Diplomatie, um sich zu sammeln verstand. Aber über eine gewisse 
Kameradschaftlichkeit, wie sie unter jungen Männern mit gleichen 
Interessengebieten bei gegenseitigem gutem Willen leicht entsteht, 
konnte unser Verhältnis nicht hinauskommen, Beziehungen freund— 
schaftlicher Art haben uns nicht verbunden. Das zeigte sich besonders 
deutlich, als ich ihn nach dem Ausscheiden seines Vaters bat, im 
Dienste zu bleiben und mir zu helfen, die Tradition in der Politik 
fortzuführen. Graf Herbert lehnte diese Bitte schroff ab, er sei nur 
gewöhnt, seinem Vater zu dienen und könne nicht mit der Mappe 
unter dem Arm bei einem anderen Reichskanzler zum Vortrag an— 
treten. So schieden sich unsere Wege für immer. 
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Das Kommando zum Auswärtigen Amt hatte für mich in bestimm- 
ter Richtung eine große Unannehmlichkeit gezeitigt. Denn meine 
Eltern, die dem Fürsten Bismarck bekanntlich nicht sonderlich freund- 
lich gegenüberstanden, verdachten es dem Sohne, daß er in seine 
Kreise eintreten wollte. Man kennt den verletzenden Brief, den mein 
Vater an den Kanzler geschrieben hat, um gegen meine Beschäftigung 
in seinem Amte Einspruch zu erheben. Er befürchtete wohl Beein- 
flussung gegen die Eltern, Hpperkonservativismus und wie die Gefahren 
alle hießen, die von Ohrenbläsern aller Art gegen mich angeführt 
wurden. Ich habe mich niemals auf diese Dinge, die man mir 
nachsagte, eingelassen. Aber die Stellung im Elternhaus ist mir 
durch die Hintertreppenpolitik der Geschichtenträger oft recht erschwert 
und manchmal peinlich gestaltet worden. 
: * N 
Am 7. September 1887 überreichte Fürst Bismarck meinem Groß- 
vater den Entwurf eines Erlasses, „durch den das Kommando des 
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