schreibungen und Uebersetzungen, als in Inhaltsangaben gelesener altelassischer oder
deutscher Schriftstücke und freien Reproductionen bestehen.
In Obertertia wöchentlich 2 Stunden:
Lectüre wie in Untertertia. Anleitung zum Aufsuchen der Dispositionen gelesener
Stücke und zum Disponiren vorgelegter Aufgaben. Uebungen im mündlichen Vortrage
memorirter Stücke und erste Versuche, über bekannte Gegenstände kurz in freier zu-
sammenhängender Rede zu sprechen.
Monatlich eine schriftliche Arbeit.
Ziel beider Tertien: richtige und klare Auffassung des Gelesenen und Gehörten;
correcte und geordnete schriftliche und mündliche Wiedergabe.
In Unter= und Obersecunda 2 Stunden wöchentlich:
In diesen Classen beginnt der wissenschaftliche Unterricht in der deutschen Sprache;
daher außer Fortsetzung der früheren Uebungen im Declamiren, freien Vortragen, Dis-
poniren und in der Lectüre größerer epischer, episch-lyrischer, didaktischer und dramatischer
Gedichte, Einführung in die Literatur des Mittelalters, unter Vorführung insbesondere
des Nibelungenliedes nach dem Grundtexte, der Gudrun und von Liedern Walthers
von der Vogelweide. Der Unterricht im Mittelhochdeutschen ist auf die Secunden zu
beschränken, das Grammatische dabei vorzugsweise an den Lesestücken zu entwickeln.
Was von Poetik, Stilistik und Rhetorik zu geben ist, wird in Anlehnung an die
Lectüre und die Besprechung der schriftlichen Arbeiten mitgetheilt.
Schriftliche Arbeiten: wenigstens drei in jedem Semester ausschließlich der Examen-
arbeit (vergl. § 53). Gelegentliche poetische Versuche in diesen und den nächsten Classen
sind zu empfehlen.
In Unter= und Oberprima 3 Stunden wöchentlich:
Vervollständigung der Kenntniß der mittelalterlichen classischen Literatur, insbeson-
dere aber Einführung in die classische Periode der Neuzeit. Lectüre der bedeutendsten
Werke von Klopstock, Lessing, Herder, Goethe und Schiller.
Wöchentlich 1 Stunde Uebungen im freien mündlichen Vortrage.
In jedem Halbjahre wenigstens zwei schriftliche Arbeiten.
Um übrigens der Jugend einen unverlierbaren Schatz aus der classischen Literatur
unseres Volkes zu schaffen, ist für die Unter= und Mittelclassen in Fachconferenzen
(vergl. § 3 der Ausführungsverordnung) mit den betreffenden Lehrern ein Canon der
in den einzelnen Classen zu memorirenden deutschen Gedichte aufzustellen, wodurch selbst-
verständlich das Aufgeben von einigen anderen Gedichten nach freier Wahl und eigenem
Geschmacke der einzelnen Lehrer nicht ganz ausgeschlossen wird.