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Auf Ruhr ist namentlich zu achten bei Kälbern (§ 8). Die Schlachtvieh= und Fleisch-
beschau bleibt dem Tierarzte vorbehalten (§8 11, 319).
15. Die Diphtherie der Kälber.
Der Erreger der Kälberdiphtherie ruft tiefgehende Entzündungen und Verschorfungen
der Maul= und Rachenschleimhaut, manchmal auch der Schleimhaut des Kehlkopfs, der
Luftröhre, des Schlundes und des Pansens hervor. Diese örtlichen Entzündungen kenn-
zeichnen sich durch scharf begrenzte graugelbe, zerklüftete Herde, welche Geschwüre zurück-
lassen. Sie können schon nach kurzer Zeit zu einer schweren Lungenentzündung oder
jauchigen Blutvergiftung führen, an welcher die Tiere sterben.
Auf Diphtherie ist namentlich zu achten bei Kälbern (§ 8). Die Schlachtvieh= und
Fleischbeschau bleibt dem Tierarzte vorbehalten (§§ 11, 31).
16. Die jauchige Blutvergiftung.
Die jauchige Blutvergiftung ist die wichtigste Krankheit für die Fleischbeschau, da
auf sie die meisten Fleischvergiftungen zurückzuführen sind. Die Krankheitskeime der
jauchigen Blutvergiftung dringen von irgend einer erkrankten Stelle der äußeren Haut,
der Schleimhaut der Gebärmutter, der Atmungs= oder Verdauungsorgane oder von dem
noch nicht verheilten Nabel aus in die Blutbahn ein; das Krankheitsbild zeigt je nach
der Art der Ansteckung gewisse Verschiedenheiten, welche die Unterscheidung mehrerer
Formen der Blutvergiftung bedingen.
Die Krankheitserscheinungen am lebenden Tiere sind manchmal so wenig eigen-
artig, daß erst der Befund am geschlachteten Tiere in Verbindung mit dem Lebendbefunde
zur sicheren Erkennung der Krankheit führt. Hohes Fieber (41 bis 420), vor dem
tödlichen Ausgange wohl auch unternormale Temperatur, starke Beeinträchtigung des
Allgemeinbefindens, große Schwäche und Hinfälligkeit sind Erscheinungen, welche stets
den Verdacht der Blutvergiftung erwecken müssen.
Werden beim geschlachteten Tiere trübe, graugelbe Verfärbung der Leber und Nieren,
trübe, graue Verfärbung des Herzfleisches, wodurch es dem gekochten Fleische ähnlich
wird, vielleicht auch punktförmige Blutungen unter den serösen Häuten und Schwellung
mit blutiger, wässeriger Durchtränkung sämtlicher Lyumphdrüsen gefunden, so ist das Vor-
handensein einer jauchigen Blutvergiftung anzunehmen. Oft sind aber auch diese Krank-
heitszeichen am toten Tiere so wenig deutlich vorhanden und so leicht mit anderen fehler-
haften Zuständen, z. B. Fettansammlung in Leber und Nieren oder Fäulnis, zu verwechseln,
daß nur der Tierarzt die verdächtigen Erscheinungen richtig zu deuten vermag.