— 160 —
und Pferden vor. Am häufigsten werden von ihr die jahraus jahrein im Stalle ge—
haltenen Rinder, insbesondere Kühe, betroffen.
Der Krankheitskeim dringt bei älteren Rindern am häufigsten mit der Atmungsluft
durch die Lungen, bei Schweinen und Jungrindern mit der Nahrung (Milch, Molkerei-
rückstände) in den Körper ein. Wo er sich festgesetzt hat, vermehrt er sich und erzeugt
zunächst ein kaum hirsekorngroßes, durchscheinendes, graues Knötchen. Dieses trübt sich
allmählich in der Mitte und wandelt sich von hier aus in eine gelbe, käsige, später kalkige
Masse um, welche mit ihrer Umgebung fast unmittelbar zusammenhängt. So entsteht
der einzelne Tuberkel. Derselbe wird durch Bildung neuer Knötchen in der Umgebung
nach und nach größer und wächst zu Knoten von Erbsen-, Wallnuß-, Faustgröße und
darüber heran. Schleimhauttuberkel neigen nach vollendeter Verkäsung zum Zerfall,
wodurch Geschwüre entstehen. Aus letzteren können sich, hauptsächlich in den Lungen und
in der Leber, unter der Einwirkung von Eitererregern ausgedehnte Erweichungs—
herde bilden. Diese sind gekennzeichnet durch eine erhebliche Größe, unebene, zerfressene
Wände, dünn= oder dickflüssigen Inhalt und durch das Fehlen einer Bindegewebskapsel.
Die Tuberkel der serösen Häute, besonders am Brustfell und Bauchfelle, zeigen beim
Rinde häufig Neigung, eine starke bindegewebige Umgrenzung zu bilden und frühzeitig
zu verkalken. Diese besondere Form der Tuberkulose wird als Perlsucht bezeichnet und
setzt ein mit einer rötlichen Bindegewebswucherung an der Oberfläche des Brust= oder
Bauchfells, aus der sich später kleine Knötchen und größere, höckerige Knoten oder dicke,
derbe Schwarten bilden.
Auf dem Wege der Lymphbahnen wird stets ein Teil der Krankheitskeime verschleppt,
wodurch es zu neuer Tuberkelbildung in den Organen und sehr bald auch zur Entstehung
von Tuberkeln in den zu den betreffenden Körperteilen gehörenden Lymphdrüsen kommt.
Die Lymphdrüsen erkranken regelmäßig, wenn die Keime der Tuberkulose in ein Organ
gelangt sind. Dagegen kann es vorkommen, daß in den zu den veränderten Lymphdrüsen
gehörenden Organen tuberkulöse Veränderungen schwer nachweisbar sind oder ganz fehlen.
Deshalb ist die Untersuchung der Lymphdrüsen von größter Wichtigkeit für den Nachweis
der Tuberkulose an geschlachteten Tieren.
Die Verbreitung der Krankheit von einem Körperteil auf andere erfolgt auf ver-
schiedene Weise: ·
1. durch Verschlucken des ansteckenden Auswurfs;
2. durch den Lymphstrom;
3. durch den Blutstrom.
Durch Verschlucken tuberkulösen Auswurfs können die Lymphdrüsen der Rachenhöhle,
der Darm, häufiger die Gekrösdrüsen tuberkulös werden.