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an Tuberkulose, noch seltener Gehirn, Rückenmark, Knochen und Gelenke, am seltensten
die Muskeln.
Beim Kalbe ist die Tuberkulose selten. Bei jüngeren Tieren findet man meist die
Leber und deren Lymphdrüsen tuberkulös sowie eine Verbreitung der Krankheit durch den
großen Blutkreislauf; bei älteren Kälbern erkranken verhältnismäßig oft die Gekrösdrüsen
und der Darm.
Beim Schweine entsteht die Tuberkulose meist durch Verfüttern der Milch und der
Molkereirückstände tuberkulöser Kühe, weswegen vor allem die Kehlgangs- und oberen
Halslymphdrüsen, ferner die Gekröslymphdrüsen erkranken. Sehr oft werden auch in den
Lungen und in der Leber tuberkulöse Veränderungen gefunden; verhältnismäßig häufig
ist beim Schweine die Tuberkulose der Milz und der Knochen.
Die Tuberkulose des Schafes, der Ziege und des Hundes ähnelt der des Rindes,
jedoch kommt bei diesen Tieren die Tuberkulose der serösen Häute seltener vor.
Der nicht als Tierarzt approbierte Beschauer darf die Schlachtviehbeschau nur über-
nehmen, wenn das Allgemeinbefinden der Diere nicht oder nicht wesentlich gestört ist
(§ 11). Er hat die veränderten Teile als genußuntauglich, die nicht veränderten Teile
als genußtauglich ohne Einschränkung zu bezeichnen (§ 30 Nr. 1f; § 35 Nr. 4):
1. wenn die Tuberkulose auf ein Organ beschränkt ist und hochgradige Abmagerung
nicht besteht;
2. wenn die Tuberkulose zwar mehrere Organe ergriffen hat, die Verbreitung der
Krankheit jedoch nicht auf dem Wege des großen Blutkreislaufs erfolgt ist und
wenn dieselbe gleichzeitig
a) nicht mit hochgradiger Abmagerung verbunden ist,
b) nicht zur Bildung ausgedehnter Erweichungsherde geführt hat,
F) eine nur geringe Ausdehnung erlangt hat und wenn
d) die veränderten Teile leicht und sicher entfernbar sind.
In allen übrigen Fällen hat die Beurteilung des Fleisches durch den Tierarzt zu
erfolgen.
Ein Organ ist auch dann als tuberkulös anzusehen, wenn nur die zugehörigen
Lymphdrüsen tuberkulöse Veränderungen aufweisen (vergl. hierzu Anhang Nr. 3).
19. Die Strahlenpilzerkrankung (Aktinomykose).
Beim Rinde giebt sich diese Krankheit durch harte, schmerzlose Auftreibungen des
Unterkiefers, seltener des Oberkiefers zu erkennen. Zuweilen sind rote, fleischartige,
knollige Geschwulstmassen, welche die Haut durchbrechen, bemerkbar. Ahnliche Geschwüsste
finden sich auch in der Kehl= und Ohrspeicheldrüsengegend, an der Zunge, den Backen
und Lippen vor. Besonders häufig sind hanfsamen-bis erbsen= oder haselnußgroße Knoten
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