— 9 —
Untersekunda: 3 Stunden.
Gedrängte, überwiegend biographisch zu haltende Übersicht über den allgemeinen
Entwickelungsgang der deutschen Poesie im Anschlusse an ausgewählte Musterstücke; dabei
die erforderliche Belehrung über den Zusammenhang des Deutschen mit den verwandten
Sprachen anderer Kulturvölker, über die Entwickelung des Hochdeutschen, Poetik und
Metrik. Der statarischen Klassenlektüre ist eine größere epische Dichtung (etwa Ilias oder
Odyssee in gekürzter guter bertragung), dann ein geschichtliches Drama zu Grunde zu
legen. Deklamationen, Ubungen im freien Vortrage.
Belehrung über die Stilgattungen und allgemeinen Stilgesetze.
Alle 5 Wochen ein Aufsatz (freie Inhaltsangaben, Betrachtungen, Vergleichungen
schwierigerer Art), gelegentlich wohl auch metrische Versuche.
Obersekunda: 3 Stunden.
Das Wichtigste über die Entwickelung der deutschen Sprache und Literatur bis zum
Ausgange des Mittelalters in möglichst engem Anschlusse an die Klassenlektüre, der eine
Auswahl aus der erzählenden Dichtung der älteren Zeit und den Minnesängern zu
Grunde zu legen ist. Im Winterhalbjahre sind Dichtungen der neuhochdeutschen klassischen
Zeit, besonders Dramen von Schiller zu besprechen. Ubungen im freien mündlichen
Vortrage. Rezitation ausgewählter Abschnitte aus der poetischen Lektüre; auch gelegent-
lich Wiederholung des Memorierstoffs der früheren Klassen.
Anleitung zur richtigen Gruppierung und Einteilung größerer Gedankenreihen.
6 Aufsätze im Jahre (Erörterungen, Abhandlungen, Charakteristiken), daneben kürzere
Klassenarbeiten nach Bedürfnis.
Unterprima: 3 Stunden.
Das Wichtigste über die Entwickelung der deutschen Literatur von Luther bis Lessing.
Eingehender sind, auf Grund passend ausgewählter Lektüre, zu besprechen: Luther, Haus
Sachs, das Volkslied, Klopstock, Lessing.
Freie Vorträge mit UÜbungen im Protokollieren und Referieren, vornehmlich im
Anschlusse an Dramen der klassischen Zeit. Logische Ubungen (Definieren, Schließen,
Klassisizieren, Disponieren).
Aufsätze wie in Obersekunda.
Oberprima: 3 Stunden.
Die Literatur der zweiten Blütezeit. Eingehendere Behandlung von Goethe und
Schiller, wobei das Erforderliche über Wieland, Herder, die Romantiker, soweit tunlich,
unter Vorführung von Musterstücken aus ihren Werken, mitzuteilen ist. Einzelne der
1903. 2