Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1908. (74)

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Obersekunda, 4 Stunden. 
Gang durch die Entwickelung der deutschen Sprache und Literatur bis zum Ausgange des 
Mittelalters an der Hand der hervorragendsten Dichtungen aus dieser Zeit. In der Lektüre 
treten zur volksmäßigen Heldendichtung das Kunstepos und die mittelalterliche Lyrik. Geeignete 
Proben sind im Urterte zu lesen, an anderen ist dieser neben die Übertragung zu stellen. 
Vieles wird nur in der Übertragung zu lesen sein. Unterricht im Mittelhochdeutschen ist nur 
in dem Maße zu erteilen, als er durch das verständnisvolle Lesen geeigneter Proben im Urterte 
gefordert wird. Homers Ilias und Odyssee in sorgfältig erwogener Verteilung auf Klassen- 
und Hauslektüre. Die griechische und germanische Sagenwelt in Gegenüberstellung. 
Dramen von Schiller und Goethe sind der planmäßig geregelten Privatlektüre zuzuweisen 
und auf Grund dieser im Unterrichte zu behandeln. 
Übungen im freien mündlichen Vortrage. 
Anleitung zur Einteilung und richtigen Anordnung größerer Gedankenkomplexe. 6 Auf- 
sätze im Jahre ohne die Prüfungsarbeit. (Erörterungen, Abhandlungen, Charakteristiken für 
Personen der Sagenwelt). Daneben kürzere Klassenarbeiten nach Bedürfnis. 
Unterprima, 4 Stunden. 
Gang durch die Entwickelung der deutschen Sprache und Literatur von Luther bis Lessing 
an der Hand der hervorragendsten Schriftwerke aus dieser Zeit. In der Lektüre sind zu 
behandeln Abschnitte aus dem Laokoon und der Nathan von Lessing, Schillers Braut von 
Messina und je ein weiteres Drama von Schiller und Goethe, etwa Wallensteins Tod und 
Egmont. 
Der Privatlektüre sind neben Werken von Schiller, Lessing oder Goethe auch solche von 
Grillparzer, Kleist und Hebbel zuzuweisen. 
Freie Vorträge, insbesondere auch über Literaturwerke der Privatlektüre oder Teile derselben. 
Logisch-rhetorische Übungen. Aufsätze ähnlich wie in II (Erörterungen, Abhandlungen, 
Charakteristiken). 
Oberprima, 4 Stunden. 
Gang durch die Entwickelung der deutschen Literatur seit Lessing an der Hand der hervor- 
ragendsten Schriftwerke aus dieser Zeit. Die Klassenlektüre soll Goethes Iphigenie und die 
Antigone von Sophokles und unter Benutzung eines Lesebuchs Proben aus der Prosa des 
klassischen Altertums und insbesondere die Germania des Tacitus enthalten. 
Im übrigen sind Klassen= und Hauslektüre der Oberstufe unter Beachtung der den 
früheren Klassen zugewiesenen Werke so zu gestalten, daß jedenfalls kein wichtiges Drama von 
Lessing, Goethe und Schiller unbehandelt bleibt, daß aus der Literatur des klassischen Alter- 
tums noch König Odipus und Odipus auf Kolonos von Sophokles, daß aus der Prosa der
	        
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