144 Das Hessische Bergland.
höchstens ist Wildungen wegen seiner auf den Verwerfungs-
spalten des Kellerwalds entspringenden Eisensäuerlinge als
Badeort zu erwähnen. Ebensowenig enthält der dem Groß-
herzogtum Hessen zugehörige Teil des Buntsandsteingebiets
südlich und südöstlich vom Knüll irgend einen bedeutenderen
Ort.
In dem zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörenden
größten Teil des Hessischen Berglands liegt Kassel, die größte
Stadt der ganzen Landschaft. Auf dem linken Ufer der Fulda,
da, wo ein Muschelkalkrücken ganz nahe an den Fluß heran-
tritt, erhebt sich sein Hauptteil auf drei sanft abfallenden
Hügeln, die eine Muschelkalkterrasse bilden, und nur kleinere
Teile haben sich auf dem flachen Gelände des rechten Fulda-
ufers angesiedelt. An dem Kreuzungspunkt der beiden Haupt-
straßenzüge von Norden nach Süden und von Osten nach
Westen, die durch die heutigen Bahnlinien Frankfurt—
Kassel—Hannover und Metz—Kassel—Berlin repräsentiert
werden, genießt es zugleich die Vorteile der Lage in dem
fruchtbaren, 3—4 km breiten und 7 km langen Kasseler
Becken, dem Zentrum der nach Süden in das Hessische Berg-
land ausstrahlenden Flußtäler und Wege; dazu kommt die
Nähe großer Braunkohlenlager, welche die Mittel zur Ent-
wicklung von Industrie boten, und der Vorzug der Lage an
einem Fluß und die dadurch gegebene, wenn auch sich in
bescheidenen Grenzen haltende Möglichkeit der Ausnutzung
des Wasserverkehrs. Aber erst unter preußischer Herrschaft ist
es möglich gewesen, alle diese Hilfsmittel der natürlichen Lage
voll zu entwickeln und dadurch die Stadt zu einem wichtigen
Industrieplatz und Verkehrsknoten mit 139 000 Einwohnern
werden zu lassen. Im weiteren Umkreis wird sie umgeben von
einem Kranz waldiger Höhen; unter ihnen fällt der Habichts-
wald im Westen besonders in die Augen, dessen Ostabhang von
den ehemaligen Kurfürsten von Hessen zu einem der schönsten