Karl Franke: Die obersächsische Hauptmundart. 293
und Kasse' streng auseinander hält. 5. Im Osterländischen ist ähnlich wie
im Westerzgebirgischen altes tonloses e“ in der Verbindung „be“ oft noch er-
halten, so owesd, blèiwet“ für Obst, bleibt. 6. Ebenda ist dann vollständig
von „denm verdrängt worden und wird 7. für zer hinter dem vorgestellten
Thätigkeitsworte und nach einem Verhältnisworte vielfach e#t gesagt, so
„wen e, hat e für wenn er, hat er.
Die meißnische Mundart zerteile ich, abgesehen von der schon be-
handelten nordosterzgebirgischen, zunächst in vier größere Untermundarten:
1. in die nordwestmeißnische oder in die Geithain-Leisnig-Döbelner, 2. in
die südwest meißnische oder Chemnitzer, 3. in die nordostmeißnische oder
Lommatzsch-Riesa-Großenhainer, 4. in die südost meißnische oder Nossen-
Meißen-Dresdener. Außer diesen giebt es aber noch kleinere Ubergangs-
mundarten, nämlich 5. die Wyrhamundart oder die Frohburg-Bornger, die
sich als meißnische übergangsmundart zur Altenburger Mundart kennzeichnet,
6. die Grimmaische und 7. die Oschatzer, die meißnischen Ubergangs-
mundarten zur osterländischen Mundart, 8. die Roßweiner, die west-
meißnische Ubergangsmundart zu der ostmeißnischen, 9. die Siebenlehn-
Marbacher, 10. die Radeberger, die meißnische Übergangsmundart zur
Oberlausitzer Mundart.
Zwischen diesen 10 Untermundarten sind die Unterschiede sehr gering,
nämlich: 1. Für „nicht haben die Geithain-Leisnig-Döbelner, die Chemnitzer,
die Wyrhamundart, die Grimmaische und die Oschatzer stets nix (ch)); auch
die Roßweiner hat dies meist, doch zuweilen n#; in der Lommatzsch-Riesa-
Großenhainer hält sich nix und ,ni ungefähr die Wage, während Zni in
der Nossen-Meißen-Dresdner, der Radeberger, wie in der Sebnitzer, der nord-
osterzgebirgischen und der Oberlausitzer ganz bedeutend überwiegt. 2. Als
Verkleinerungssilbe haben die Geithain-Leisnig-Döbelner, die Lommatzsch=
Riesa-Großenhainer die Wyrhamundart, die Grimmaische, die Oschatzer wie
die osterländische und thüringische Mundart das schriftdeutsche chem mit Aus-
nahme von pis! rinl und mädl“ für bißchen, Ringlein und Mädchen (doch
ist auch die Form der Dorfmundart män), so „brödun für Brötchen. Es
ist dies also die nordmeißnische Bildungsweise. Alle andern meißnischen,
also südmeißnischen Mundarten haben wie die Oberpfälzer, erzgebirgische und
vogtländische Mundart oft „#, so hüdl“ für Hütchen" noch in Polenz und
Robschütz. 3. Die Vorsilbe ge“ wird in der Lommatzsch-Riesa-Großenhainer
und in der Oschatzer wie in den meisten osterländischen Mundarten oft mit
dem stimmlosen Gaumenreibelaut F (wiesch in iich) gesprochen, so k#ewäsn“
für gewesen; in der Geithain -Leisnig-Döbelner, der Grimmaischen und der
Wyrhamundart geschieht dies zuweilen, doch nur wie in der Leipziger vor
folgendem #g oder k, so kögäm, kokumt für gegeben und gekommen, nie