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nesia, in Wasser aufgelöst, leisten gute Dienste. Fühlt man Kopfschmerz, so trinke
man starken schwarzen Kaffee und kühle den Kopf durch eiskalte Umschläge. Doch
ziehe man in jedem Falle schnell den Arzt zu Rate. (Vorsichtsmaßregel: Vermeide
es, alle beliebigen Früchte, Blumen und Samen in den Mund zu stecken!)
59. Schlußbetrachtung.
Lein, Kartoffel und Zuckerrübe bedürfen zu ihrer Erhaltung der sorgfältigsten
Pflege. Anders ist es mit den Unkräutern, Schmarotzern und Gistpflanzen. Sie
wachsen ohne alle Pflege heran und kämpfen den Kampf ums Dasein mit einer
großen Beharrlichkeit. „Unkraut vergeht nicht.“ Das sehen wir z. B. an der Quecke
und dem Ackerschachtelhalme. Ein wunderbares Beispiel von zäher Ausdauer liefert
uns auch der „Teufelszwirn“. (S. 203.) Wurzeln treibt er nicht in die Erde.
(S. 203.) Er muß sich so durchschlagen. Sobald sich der Keim nach einigen Tagen
4—5 em hoch erhoben hat, sucht er mit seiner Endspitze tastend nach einem „Wirte“
umher, auf dem er schmarotzen kann. Oft liegt so der Keim 4—5 Wochen unver-
ändert und wartet auf Rettung. Nicht selten stellt sie sich auch ein, indem eine
Pflanze in der Nähe aufkeimt. Dann erfaßt sie der schon halb verschmachtete
Teufelszwirn und rettet sein Leben — mit dem Untergange seines Wirtes.
X. An Wegen und Hecken im Herbste.
60. Taubnessel und Biene.
1. Blütenbau. Der hintere Teil des Blütenblattes bildet eine lange, enge
Röhre, die sich vorn erweitert und in 2 Teile spaltet. Dadurch erhält die Blüte
Ahnlichkeit mit einem Rachen. Die Röhre bildet den Schlund, und die beiden Teile
vorn stellen die Ober= und Unterlippe dar. Man nennt die so geformten Blüten
„Lippenblüten“. Die Oberlippe ist wie ein Helm gewölbt und bildet für den Blüten-
staub ein schützendes Dach. In ihr liegen zwei lange und zwei kurze Staubblätter.
(S. 181.) Zwischen ihnen befindet sich der Griffel mit zweiteiliger Narbe, von der
ein kleiner Ast nach unten gerichtet ist. Die Unterlippe ist dreispaltig und bietet
den honigsuchenden Insekten eine bequeme Auflugsstelle.
2. Besuch des Bieuchens. Die Taubnessel heißt auch noch „Bienensaug“.
Diesen Namen führt sie nicht mit Unrecht. Der Fruchtknoten scheidet nämlich Honig
aus. Daher ladet sich das Bienchen hier gern als Gast ein. Die Blüten sind zahl-
reich und stehen in Quirlen. Ihr Duft und ihre weiße, leuchtende Farbe lockt das
Bienchen an. Es fliegt herbei, setzt sich auf die breite „Unterlippe“ und zwängt
den Rüssel in die enge Röhre hinein, um Honig zu naschen. Während sie sich
gütlich thut, schütten die gerüttelten Staubblätter ihren Blütenstaub auf den Rücken
des Insekts herab. Nun fliegt das Bienchen weiter zur nächsten Taubnessel. Hier
nimmt die Narbe mit dem herabragenden Aste den Blütenstaub vom Rücken der
Biene, und so hat die Biene, ohne es zu wissen, die Bestäubung der Tauboessel
bewirkt. Manche Hummeln beißen aber dicht über dem Kelche ein Loch in die Blumen-
krone und stehlen den Honig, ohne der Pflanze jenen Gegendienst zu erweisen.
3. Stengel und Blätter bilden eine Wasserleitung. Von der Blattfläche läuft
das Regenwasser in die Rinne des Blattstiels und von hier durch 2 Lücken in den
Quirlen nach dem mit 4 Rinnen versehenen Stengel zur Wurzel hinab. Die Haare am
Stengel sind abwärts gerichtet, damit sie das Hinabgleiten des Wassers nicht erschweren.
61. Die große Breunessel und ihre Cäste.
1. Die Brennessel ist die „Schlange des Pflanzenreichs“. Sie läßt nicht
mit sich spaßen. Das weiß jeder, der sie einmal leicht mit der Hand berührt und