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einmal den Helm ein wenig lüftete, traf ihn ein Pfeil am Halse und verwundete ihn
tödlich. Bei den Ungarn aber wurde die Flucht allgemein; mit entsetzlichem Geheul
sprengten sie in den Fluß. Die heftige Strömung aber riß sie mit sich fort, und so
fanden die meisten in den Wellen ein klägliches Ende. Überall, wo sich im Lande
fliehende Ungarhaufen sehen ließen, wurden sie vernichtet. Nur 7 Mann sollen mit
abgeschnittenen Nasen und Ohren in ihre Heimat zurückgekehrt sein. Seitdem sind
die Ungarn nicht wieder nach Deutschland gekommen.
6. Otto wird römischer Kaiser. 962 zog Otto nach Rom und ließ sich dort
vom Papste zum römischen Kaiser krönen. Von nun an hieß Otto römisch-deutscher
Kaiser, und seit ihm haben alle deutschen Könige den Titel „Kaiser“ angenommen,
auch dann, wenn sie sich nicht hatten in Rom krönen lassen. Durch diese Kaiser-
krönung wurde fortan das untergegangene römische Kaisertum mit der deutschen
Königswürde verbunden, und Deutschland erhielt jetzt den Namen „heiliges römisches
Reich deutscher Nation“. Die römische Kaiserkrone umgab den deutschen König mit
hoher Würde und machte ihn zum Schutzherrn Roms und der christlichen Kirche.
Die vielen Kriegszüge aber, die von jetzt an die deutschen Kaiser nach Italien hin
unternehmen mußten, haben dem deutschen Lande viel Unruhe verursacht und viel
Geld und — Menschen gekostet.
V. Papst und Baiser.
12. Heinrich IV. 1056—1106.
1. Jugend. Heinrich stammte aus dem fränkischen Kaiserhause. Er war erst
6 Jahre alt, als sein Vater starb. Seine Mutter übernahm deshalb die Regierung
für ihn. Die Fürsten und Großen des Reiches meinten aber, es sei unter ihrer
Würde, sich von einer Frau regieren zu lassen. Sie suchten sich daher des jungen
Heinrich zu bemächtigen, um in seinem Namen das Reich zu regieren. Einer der
Vornehmsten im Reiche war Hanno, Erzbischof von Köln, ein ernster, sittenstrenger
Mann. Einst weilte die Kaiserin mit dem zwölfjährigen Heinrich auf einer Rhein-
insel bei dem heutigen Kaiserswert. Dorthin begab sich auch Hanno mit seinem
Gefolge. Während die Kaiserin sich nun an der Tafel mit den fröhlichen Gästen
unterhielt, lockte man den Kunaben auf ein Schiff und fuhr mit ihm davon. Der
Knabe weinte jämmerlich und sprang in der Angst seines Herzens über Bord ins
Wasser. Aber Graf Ekbert von Braunschweig fischte ihn wieder auf, und nun
führte man ihn nach Köln, wo ihn Hanno sehr streng erziehen ließ. Nicht all-
zulange jedoch sollte er den Knaben bei sich behalten. Er erhielt einen Mit-
regenten in dem Erzbischof Adalbert von Bremen. Während Hanno einmal nach
Rom reiste, nahm Adalbert den jungen König zu sich. Durch Milde und Nach-
sicht wußte er ihn ganz an sich zu fesseln. Dazu erfüllte er Heinrichs Herz mit
Haß gegen die Sachsen, mit denen er selbst in beständiger Fehde lag.
2. Kampf mit den Sachsen. Im 16. Lebensjahre trat Heinrich die Re-
gierung an. Er nahm seinen Wohnsitz mitten im Sachsenlande, in den schönen
Thälern des Harzes. Um die ihm verhaßten Sachsen besser demütigen zu können,
ließ er im ganzen Lande, besonders im Harze, feste Bergschlösser anlegen und das
Volk mit harten Fronarbeiten drücken. Das reizte die Sachsen zum offenen Auf-
stande. Sie griffen zu den Waffen und belagerten Heinrich in seiner Feste Harzburg.
Der Kaiser entkam jedoch. In ihrer Wut aber zerstörten die Sachsen sämtliche
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