Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch.

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sie zum Flattern untauglich mache, wird sie (gewöhnlich kurz vor dem abendlichen Aus- 
fluge) eingefettet. Dazu ist eine Drüse zwischen der Nase und den Augen vorhanden. 
(Byl. Ente S. 2561) Mit Hilfe der Flughaut vermag die Fledermaus geräuschlos 
und gewandt in der Luft umherzuflattern und ihre Jagd auf Insekten auszuüben. 
Die Flughaut ist von vielen Nerven durchzogen. Daher besitzt die Fledermaus in ihr 
ein außerordentlich feines Gefühl, so daß sie die Käfer u. s. w., die sie in der Dunkelheit 
mit ihren kleinen Augen vielleicht gar nicht sieht, sehr leicht an der Luftbewegung fühlt. 
b. Die Ohren sind auffallend groß und können jedem Geräusche zugewendet 
werden. Deshalb eignen sie sich auch vorzüglich zum Auffangen der Schallwellen. 
Dazu kommt noch, daß die Ohrlappen, die ebenso wie die Flughaut sehr nerven- 
reich sind, mit zahlreichen Höckerchen oder „Tastpapillen“ versehen sind. Dadurch 
erhalten sie ein außerordentlich feines Gefühlsvermögen und empfinden die geringste 
Luftwelle, die die fliegenden Insekten verursachen. Damit aber die Feinheit des 
Gehörs den Fledermäusen während des Schlafes keine Störung bringe, werden die 
Ohrmuscheln beim Schlafe zusammengefaltet. Auffallend ist an dem Ohre noch der 
Gehördeckel. Er steht gleich einer starr aufgerichteten Zunge vor der Ohröffnung 
und dient wahrscheinlich dazu, die zitternde Luft wahrzunehmen. 
c. Das Maul ist weit gespalten, damit die Fledermaus im Fluge die Käfer 
und Nachtschmetterlinge leicht ergreifen kann. Die Zähne sind spitz und kräftig. 
Mit ihnen kann sie die Käfer (samt ihren harten Flügeldecken) leicht zerbeißen. 
Zu einer Mahlzeit verspeist sie an 30 Maikäfer oder Nachtschmetterlinge, und die 
kleinen Insekten, die sie in einer Nacht verzehrt, zählen nach Hunderten. Sie ist 
daher ein sehr nützliches Tier. Daß sie geräucherte Speckseiten im Schornsteine 
aushöhle, wie man ihr zuweilen Schuld giebt, ist nicht wahr. Dies geschieht viel- 
mehr von den Hausmäusen. Trifft man die Fledermaus dennoch im Schornsteine 
in der Nähe des Speckes an, so ist sie nicht vom Speck, sondern von der Wärme 
angelockt worden. 
3. Aufenthalt. Am Tage hält sich die Fledermaus meist in hohlen Bäumen, 
in Türmen, hinter Fensterläden oder in zerrissenen Lehmwänden verborgen. Hier 
hängt sie gewöhnlich mit dem Kopfe nach unten, indem sie sich mit den Krallen der 
Hinterfüße an der Wand festhakt. Dies kann sie um so leichter, als die Zehen der 
Hinterfüße frei geblieben sind. Die hangende Stellung ist für ihren Anflug sehr 
vorteilhaft. Sie läßt sich dabei nämlich einfach fallen, breitet ihre Flughaut aus 
und flattert dann fort. Will sie von ebener Erde auffliegen, so klettert sie zuvor 
an Wänden, Bäumen u. s. w. empor und läßt sich dann zum Fluge fallen. Beim 
Klettern wird sie besonders von den beiden kurzen, spitzbekrallten, freien Daumen 
unterstützt. Will sie an einem Baume emporklettern, so hakt sie mit den Daumenkrallen 
in die Rinde ein und zieht sich so — mit beiden bekrallten Hinterbeinen nachschiebend 
— empor. In gleicher Weise kann auch die Fledermaus ganz behende kriechen. 
87. Das Haushuhn. 
1. Der Hahn. Stolz wie ein „Ritter“ schreitet der Hahn auf dem Hofe 
umher. Auf dem Kopfe trägt er einen roten, gezackten Kamm und an der Kehle 
zwei rote Läppchen. Den Hals ziert ein großer Federkragen. Das Gefieder glänzt 
wie Metall, und die langen Schwanzfedern sind wie eine Sichel gebogen. Die 
Flügel sind nur kurz und daher zum Fliegen wenig tauglich. Der Hahn muß des- 
halb auf dem Erdboden weilen. Darum sind auch die Füße kräftig gebaut, und 
da er gern Würmer frißt, so sind die Füße langzehig und zum Scharren geeignet. 
Hinten am Larufe sitzt als Waffe ein hornartiger Stachel, der Sporn. Des Mor- 
gens ist der Hahn der erste am Platze. Lange, noch ehe der Tag graut, ruft er 
sein Kikeriki und weckt die Bewohner aus dem Schlafe. Auf dem Hühnerhofe ist
	        
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