Frühjahre 1096 unter Peter von Amiens und Walther von Habenichts voraus.
Nur wenige von ihnen hatten Waffen, die meisten waren Bauern und Leibeigne,
die sich durch Raub und Mord zu bereichern suchten. Die Ungarn aber, dadurch
erbittert, fielen über die wilden Banden her und erschlugen eine große Zahl. Andere
wurden durch Hunger und Krankheit dahingerafft; die aber, welche mit Peter Asien
erreichten, wurden fast alle von den Türken vernichtet. So waren an 100000
Menschen ums Leben gekommen, und nur mit einem kleinen Häuflein kehrte Peter
nach Konstantinopel zurück.
6. Das Hauptheer. Antiochien. Inzwischen hatte das Hauptheer seine
Rüstungen vollendet. Es bestand aus den edelsten Rittern Frankreichs und wurde
von Gottfried von Bouillon geführt. Seinen Weg nahm es durch Ungarn und
die Türkei. Bei Konstantinopel setzte es nach Asien über. Der ganze Zug, der
sich aus 600000 Personen zusammensetzte, bewegte sich nur langsam vorwärts.
Heißer Sonnenbrand erschlaffte die Glieder, und bald fehlte es auch an Lebens—
mitteln. Endlich erreichte man das von den Türken besetzte Antiochien.
Die Stadt wurde belagert. Aber die Not wuchs von Tag zu Tag; man suchte den
Hunger mit Pferdefleisch, Leder und Baumrinde zu stillen; dennoch starben viele Tausende.
Nach 9 Monaten endlich wurde die Stadt genommen; aber 3 Tage später nahte ein tür-
kisches Heer und schloß die Kreuzfahrer ein. Nun brach wieder eine schreckliche Hungersnot
aus, und die Krieger lagen matt am Boden. Da trat eines Morgens ein Priester mit
einer Lanze hervor. Die hatte ihm — wie er sagte — der heilige Andreas gezeigt und
als diejenige bezeichnet, mit der Christus in die Seite gestochen worden sei. Das belebte
den Mut der ohnmächtigen Krieger; sie fielen über die Türken her, schlugen sie und
öffneten sich so den Weg nach Jerusalem.
7. Eroberung Jernsalems. Um die Pfingstzeit 1099 erreichte das Heer
endlich Jerusalem. Beim Anblick der heiligen Stadt fielen alle auf die Knie und
stimmten Lobgesänge an. Die Stadt wurde von 40000 Kriegern verteidigt, die
Kreuzfahrer aber hatten nur noch 20 000 kampffähige Männer. Nach einer Be-
lagerung von 4 Wochen wurde dennoch die Stadt erstürmt, und mit dem Rufe:
„Gott will es!“ drangen die Sieger in die Stadt ein. Schrecklich war das Los
der Besiegten. Uber die Treppe der Moschee rieselte das Blut der erschlagenen
Sarazenen; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; kein Alter, kein
Geschlecht blieb verschont. Die Straßen füllten sich mit Leichen, und die Luft
ertönte vom Jammergeschrei der Verwundeten und Sterbenden.
8. Gottfried wird Beschützer des heiligen Grabes. Nachdem die Rache
gestillt war, zogen die Krieger zur Kirche des h. Grabes und dankten Gott für
den endlichen Sieg. Dann erwählten sie Gottfried zum Könige von Jerusalem;
dieser aber lehnte die Krone mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornen-
krone getragen, will ich keine Königskrone tragen.“ Er nannte sich nur „Beschützer
des heiligen Grabes“; doch schon ein Jahr nachher starb er. Nun wurde sein
Bruder Balduin zum Könige von Jerusalem erwählt.
I4. Die spätern Kreuzzüge. Einfluß der Kreuzzüge
auf die Kultur.
1. Die spätern Krenzzüge. Im Laufe der beiden nächsten Jahrhunderte
wurden noch 6 Kreuzzige unternommen, einer sogar von Knaben und Mädchen.
In Pilgertracht gekleidet und von einigen Priestern und Mönchen geleitet, zogen