Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

Berichtigungen — 
wonach neben der Vorbildung auf der techn. Hoch- 
schule in Stuttgart die Erstehung der J. und II. 
Staatsprüfung im Berg-, Hütten- und Salinen- 
es sowie ein zwischen beiden Prüfungen liegen- 
r mind. 2jähr. prakt. Vorbereitungsdienst Vor- 
aussetzung zur endgültigen Anstellung ist. Diese 
beiden Prüfungen finden beim Bat statt. Es 
nd jedoch Vorbereitungen zur Aenderung dieser 
orschr. im Gang, wonach an Stelle der l. Prüf. 
die Diplomprüf. techn. Hochschulen im B.-, Hütten- 
und Salinenfach oder die l. Staatsprüf. für 
Maschineningenieure treten soll. — Das schon seit 
alter Zeit vorhandene staatl. Bergwerks- 
eigentum wurde nach Inkrafttreten des B. 
neu geregelt durch Bek. Min J. u. F. 19. 11. 74, 
Rabl. 310. Hiedurch wurden den staatl. Salinen 
22 Steinsalzfelder im Gesamtumf. von 42 Mill. am 
und den Hüttenwerken 79 Eisenerzfelder im Ge- 
samtumf. von 27 Mill. am hugeteilt. Hiezu kamen 
in den 90er Jahren durch Verleihungen infolge 
zahlreicher auf Kosten der Salinen ausgeführter 
Bohrungen weitere 118 Steinsalzfelder im Ge- 
samtumf. von 236 Mill. am. Neue Verleihungen 
von 8 Erzfeldern im Umfang von zus. 6 Mill. am 
an die staatl. Hüttenw. haben 1910 stattgefunden, 
wie auch seit 1874 zahlr. an Private. Dennoch ist 
von seiten der Privatindustrie bis jetzt noch keiner- 
lei Versuch zur Ausbeutung der w. Eisenerzlager 
gemacht worden, wogegen seit Anfang der 80er 
Jahre der Privatbesitz an Steinsalzlagern durch 
2 bedeut. Akt.-Gesellsch. (Verein chem. Fabriken in 
Mannheim und Salzwerk Heilbronn) ausgebeutet 
wird. Die Ausbeutung des staatl. Besitzes von 
Steinsalzlagern geschieht durch die 4 Salinen: 
Friedrichshall (bestehend aus dem in den Jahren 
1896—1900 neu errichteten Steinsalzbergwerk bei 
Kochendorf und der seit 1818 betriebenen Saline 
bei Jagstfeld verbunden mit der noch weit älteren 
Saline Clemenshall), Hall (in staatl. Besitz seit 
1802), Wilhelmshall bei Rottweil (vom Staat neu 
errichtet 1824) und Sulz a. N. (in staatl. Besitz seit 
1735). Auf diesen 4 Werken werden zurzeit jährl. 
etwa 180 000 Tonnen Steinsalz durch BBau (etwa 
100 Bergleute) und etwa 30 000 Tonnen Kochsalz 
durch Ausbeutung der Steinsalzl. und Versiedung 
der gewonnenen Sole erzeugt, im ganzen einem 
Verkaufswert von etwa 2,6 Mill. Mk. entspr. Hiebei 
finden etwa 400 Arb. Beschäftigung. Das Grund- 
kapital der Salinen steht zu rund 3 Mill. Mk., 
das Betriebskap. zu 1 Mill. Mk. zu Buch. Die 
jährl. Ablieferung des Reinertrags zur Staats- 
kasse ist für die Etatsperiode 18/14 auf je 630 000 
Mark veranschlagt. Die Ausbeutung der staatl. 
Eisenerzglager findet zurzeit nur in der Stuf- 
erzgrube bei Wasseralfingen statt, die für den 
dortigen Hochofen mit 45 Bergleuten jährl. etwa 
12 000 Tonnen Erz im Wert von 80 000 “ fördert. 
Der Wert der in den 6 staatl. Hüttenwerken: 
Wasseralfingen (seit 1803 in staatl. Besitz), Königs= 
bronn (seit 1598 in staatl. Besitz), Abtsgmünd (seit 
1803 in staatl. Besitz), Friedrichstal bei Tuttlingen 
(seit 1798 im Selbstbetrieb des Staats) und Wil- 
helmshütte in Schussenried (1840 vom Staat er- 
richtet) erzeugten Eisenwaren beträgt aber jährlich 
131 
5—6 Mill. Mk., und es find dabei 1500—1700 Arb. 
beschäftigt, woraus sich ergibt, daß die Erzgewin- 
nung bei den Hüttenw. eine untergeordnete Rolle 
spielt. Der Schwerpunkt ders. liegt in der Her- 
stellung von Gußwaren aller Art, Röhren für 
Wasserleitungen, Hartwalzen für Papierfabriken, 
Sensen u. a. landw. Werkzeugen aus Stahl, 
OQualitätswalzeisen für Ziehereien und zahlr. Be- 
darfsartikel (insbes. Weichen, Radsätze, Kuppe- 
lungen) für die Eisenbahn. Das Grundtkapital der 
Hüttenw. beläuft sich auf rund 3 Mill. und das Be- 
triebskapital auf 4 Mill. Mk. Die Ablieferung aus 
dem Reinertrag an die Staatskasse ist für die 
Etatsjahre 1913/14 auf je 300 000 veranschlagt. 
Klüpfel. 
4b riichtigungen nach dem Prestzesetz s. Preß- 
recht I. 
Bertillon, Alphonse, Anthropologe und Chef des 
Service de IIdentité Judiciaire bei der Polizei- 
präfektur in Paris, ist der Begründer eines für 
den pol. Erkennungsdienst bedeutsamen Systems 
der Personenfeststellung durch Körpermessungen. 
Das System (Bertillonage) beruht auf der 
Beobachtung, daß der menschliche Körper von einem 
gewissen Lebensalter an (etwa 20. Jahr) in seinen 
Ausmessungen im wesentlichen unverändert bleibt 
und daß die Maße bei verschiedenen Menschen nie 
ganz gleich sind. Es besteht in der Vornahme ins 
einzelne gehender Körpergliedmessungen, deren Er- 
ebnis nebst einer eigenartigen, sehr genauen Be- 
schreibung des Gemessenen (neuerdings unter teil- 
weiser Mitbenutzung des Fingerabdruckverfahrens, 
s. d.) in Meßkarten eingetragen wird; die Karten 
werden dann in einer Weise gesammelt und ge- 
ordnet, welche die sichere und rasche Auffindung 
einer etwa bereits vorhandenen Karte nach einer 
neu aufgenommenen gewährleistet. Die Körper- 
messung nach B., deren Anwendung keinem recht- 
lichen Bedenten unterliegt, s. Urteil in RESt. 
Bd. 32 199, erfolgt in W. bei der K. Landes- 
zentralstelle und ist zu beschränken auf: inter- 
nationale Verbrecher, Personen, zu deren Fest- 
stcllung bei einer außerdeutschen Beh. an- 
gefragt werden muß, die zwar das Messungs- 
verfahren, nicht aber das Fingerabdruckverf. selb- 
ständig anwendet, und Personen, zu deren Fest- 
stellung bei einem Erkennungsamt angefragt 
werden muß, das sie vermutlich vor Einführung 
des Fingerabdruckverfahrens behandelt hat, endlich 
Personen, von denen keine Fingerabdrücke genom- 
men werden können, § 10 V. Min Just. u. Min J. 
11. 5. 14, Min # Abl. 265; Min Erl. 13. 5. 14, 
Abl. 274; Min Just V. 12. 5. 14, Abl. 107. 
Ziegele. 
Berufsgenossenschaften s. Unfallversicherung 
A III, B III. 
Berufszählungen und Betriebszählungen. Nach- 
dem die früheren Gewerbestatistiken des Zoll- 
vereins sowie die versuchsw. mit der Volkszählung 
vom 1. 12. 75 verbund. Berufs= und Gewötatistik 
sich teils als veraltet, teils als ungenügend er- 
wiesen hatten, gab die durch Kais. Botschaft vom 
Nov. 1881 angekündigte Sozialversicherungsgesetz- 
bung unmittelbare Veranlassung, zuverlassige 
knterlegen über das gesamte Erwerbsleben im d. 
Berufszählungen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.