Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

Fischfeinde — Fischteiche. 
Fischfeinde. Die wichtigsten F. in W. sind: Eis- 
vogel, Ente (Haus= und Wildente), Fischotter, 
Fischreiher, alle Möven, Wasserratte, Wasserspitz- 
maus, Wasserwanzen und Wasserkäfer, sowie Li- 
bellen= und Käferlarven. Betr. Fischotter und 
Fischreiher s. Fischereipflege b. 2 und c. 2, betr. 
Enten Fischercipflege a. 2. Sieglin. 
Fischgrube s. Fischteich. 
Fischkonserven s. Konservenfabriken. 
Fischkrankheiten gibt es in großer Zahl. Sie 
find aber noch wenig erforscht. Als erstes zu- 
sammenfassendes Werk auf diesem Gebiet ist zu 
erwähnen: Handbuch der F. v. Prof. Dr. Hofer, 
Vorstand der Bayer. Biolog. Versuchstation für 
Fischerei in München. Verlag der Allg. Fischerei- 
Zeitung in München, 1904. Sieglin. 
Fischmehl (-futtermehl) ist eines der wenigen, 
an leichtverdaul. Protein= und Mineralstoffen rei- 
chen Futtermittel, die in D. selbst hergestellt wer- 
den können. Zwar sind grätenreiche, wenig schmack- 
hafte, kleine Süßwasser-- und MeeresF. seit den 
ältesten Zeiten in frischem Zustand als sehr nahr- 
haftes Futter für Teich F., Geflügel, Schweine usw. 
sowie als Düngemittel mit bestem Erfolg verwen- 
det worden, aber eine fabrikmäßige Verarbeitung 
von F. und Abfällen von solchen zu einem halt- 
baren und leicht versendbaren Futtermehl hat in 
D. erst in den letzten Jahren des vorigen Jahr- 
hunderts begonnen und seitdem rasch einen un- 
geahnten Aufschwung genommen. Während das 
Fleisch von Schweinen, die fafst ausschließlich mit 
nicht getrockneten F. gefüttert werden, einen trani- 
gen Geruch und Geschmack annimmt, der bes. deut- 
lich beim Kochen des Fleisches sich bemerkbar 
macht, auch ihr Fett eine gelbliche oder gar graue 
Färbung besitzt und statt der wünschenswerten 
Derbheit eine weiche, ölige Beschaffenheit erhält, 
treten derartige unerwünschte und preisdrückende 
Wirkungen bei der Verfütterung von FM. nicht 
auf. Als bestes Rohmaterial dafür gelten die Ab- 
fälle (auch die Köpfe und Gräten) der Dorsche 
und Schellfische; ein weniger gutes FM. liefert 
das Fleisch von Walfischen und nicht mehr 
ganz frischen und daher als menschliches 
Nahrungsmittel nicht geeigneten Heringen. 
Namentlich als Fischfutter sind solche Materialien 
direkt nicht zu gebrauchen, da sie sehr reich an Fett 
sind und der Fisch nicht die Fähigkcit besitzt, große 
Fettmengen zu verdauen. Enthält FM. mehr als 
2—3 v. H. Fett, so treten bald Verdauungstörungen 
sowie lebensgefährliche Erkrankungen der Leber 
und des Darms bei der Verfütterung an F. auf. 
Es muß daher fettreichen Teilen der F. durch 
Kochen und Auspressen oder durch Zusatz von 
Chemikalien der größte Teil des Fettes entzogen 
werden, wenn man daraus für F. geeignetes FM. 
berstellen will. Auch ist für diesen Zweck feinste 
Mahlung und tunlichst starke Trocknung ohne 
Ueberhitzung nötig. Dagegen haben sich kleine Zu- 
gaben von gröberem FM. zum Futter von jungen 
Schweinen und Geflügel als bes. vorteilhaft er- 
wiesen. Selbftverständlich erfährt die überaus 
wichtige d. Hochseefischerei eine nicht zu unter- 
schätzende Förderung dadurch, daß sie aus Ab- 
Haller, Handwörterbuch. 
257 
fällen, die früher sofort nach dem Fang über Bord 
geworfen wurden, jetzt beträchtliche Einnahmen 
erzielt. Sieglin. 
Fischmeister. Der W. Landesfischereiverein, 
s. d., hat für jeden Kreis einen F. aufgestellt. 
Fischpässe s. Fischereipolizei VI. 
Fischseuchen s. Fischkrankheiten. 
Fischteiche nennt man eine zur Fischzucht ge- 
eignete Bodenvertiefung, die mit Wasser gefüllt 
und i. G. zu Seen, Flüssen und Bächen voll- 
ständig trocken gelegt werden kann. Je nach der 
Fischart, zu deren Aufnahme sie dienen, unter- 
scheidet man namentlich Forellent. und 
Karpfent. Erstere müssen reichlichen Zufluß 
von kaltem Wasser haben, während für Karpfent. 
ein schwacher ständiger oder auch nur zeitweiser 
Zufluß genügt, da die Wassertemperatur im T 
namentlich während der Laichzeit etwa 20% Celfius 
betragen Looll een Bachforellen ähnliche Ansprüche 
an das Wasser stellen Bachsaiblinge, Regenbogen- 
sorellen und Maränen, die alle zur Familie der 
Salmoniden gehören, während in Karpfent. außer 
Karpfen: Schleien, Brachsen, Hechte, Forellen- 
barsche, Schwarzbarsche, Zander, Goldorfen und 
Aale gedeihen. Nach Art des Zuflusses teilt man 
die Teiche ein in Himmels-, Quell-, Fluß= und 
Bacht. Himmelst. werden nur durch Meteor- 
wasser (Regen und Schnee) gespeist, dessen Menge 
natürlich ganz von den jeweiligen Witterungs- 
verhältnissen abhängt. Sie können daher nur auf 
undurchlässigem Boden angelegt und während der 
warmen Jahresz. nicht abgelassen werden, weil es 
dann zum Wiederfüllen an Wasser zu fehlen pflegt. 
Sie eignen sich i. d. R. zu Karpfent., weil fie sich 
im Sommer stark erwärmen, dagegen besteht die 
Gefahr, daß die Fische unter dem Eis im Winter 
ersticken. OQuellt. werden durch Quellwasser 
gefüllt. Dies ist zwar i. d. R. nicht verunreinigt, 
aber häufig sehr arm an Sauerstoff. Es ist daher 
zweckmäßig, sie in einiger Entfernung von der 
Quelle anzulegen und womöglich durch Herstellung 
kleiner Abstürze dem Ou W. Gelegenheit zu geben, 
sich mit Luft zu mischen. Der Flußt. verhält sich 
ähnlich dem Bacht., s. d. Wenn auch bei der 
cxtensiven Teichwirtschaft Friedfische verschiedenen 
Alters in einem T. gehalten (sog. Femelbetrieb) 
und immer nur die ältesten und größten heraus- 
genommen werden (bei Raubfischen ist dies aus- 
geschlossen, da sonst die kleinen Fische aufgefressen 
würden), so empfiehlt es sich doch, bei dem Vor- 
handensein mehrerer T., in diesen die verschiedenen 
Altersklassen getrennt zu halten. In den Laich- 
oder Streicht. läßt man die Vermehrung der 
Karpfen vor sich gehen. Sie müssen einen sicheren 
und regulierbaren Zufluß haben und das Wasser 
muß sich in ihnen so erwärmen, wie es für das 
Laichgeschäft der betr. Färt notwendig ist. Um 
eier= und brutfeindliche Tiere (Frösche, Sala- 
mander, Wasserkäfer, Wasserwanzen, Fischegel 
usw.) fernzuhalten, bespannt man die T. erst un- 
mittelbar vor dem Einsetzen der Leichkarpfen, 
nachdem sie den ganzen Winter über trocken ge- 
legen haben. Das Ausfrieren des Bodens ist der 
Vermehrung der kleinen, krebsartigen Tierchen 
(Flohkrebse, Wasserflöhe und Hüpferlinge), welche 
17
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.