Milch.
sammen zur Herstellung schmackhafter und gut be-
zahlter afkäse verwendet. Pferde= und
Eselstuten werden in Deutschland selten ge-
molken; ihre M. enthält auch nur 9—10 v. H.
Trockensubst. und 1—2 v. H. Fett. Esels M. ist
bes. leicht verdaulich und daher als Nahrung von
Kindern und Magenleidenden sehr geschätzt.
Pferde M. dagegen wird in den russischen Steppen
vorwiegend zur Bereitung von Kumys, einem
alkoholischen Getränk, verwendet. — In der M.
befinden sich MZucker, Eiweiß und Aschenbestand-
teile in Lösung, das Casein in gequollenem Zu-
stand, das Fett aber in Form winzig kleiner Tröpf-
chen (Kügelchen), die von einer proteinhaltigen flüssi-
gen Hülle umgeben sind. Die bei ruhigem Stehen der
M. zur Rahmausscheidung Veranlassung gebende
Auftriebskraft dieser Kügelchen ist ihrem Durch-
messer proportional; die allerkleinsten vermögen
aber selbst in niederen Aufrahmgefäßen nicht bis
zur Rahmschicht aufzusteigen. Auch in der Mager M.
ist daher immer noch etwas Fett enthalten, am
wenigsten in der unter Anwendung von Zentri-
fugalkraft entrahmten (Zentrifugen M.). Nament-
lich bei der Kuh, unserer Haupt MLieferantin, aber
auch mehr oder weniger bei anderen Tierarten
hängt die MErzeugung nach Menge und Be-
schaffenheit in erster Linie von der konstitutio-
nellen Veranlagung ab. Nicht nur ist die
Fähigkeit der Futterausnützung zu produktiven
Zwecken verschieden, sondern das eine Tier ver-
wendet die ausgenommenen und verdauten Nähr-
stoffe mehr zum Fleischansatz, das andere vor-
wiegend zur MBereitung. Bei gleich großem
Jahresertrag liefert die eine Kuh nach dem Kalben
sehr viel M., aber die Eutertätigkeit nimmt bald
wieder ab, während bei der anderen die Laktations-
periode lange dauert und die täglichen MMengen
viele Monate ziemlich gleich bleiben. Bei ganz
gleicher Ernährung und Stellung im Hohenheimer
Rassenstall enthielt die von einer Kuh der Angler-
rasse gelieferte M. längere Zeit ohne erkennbaren
Grund nur 2 v. H. und die von einer Jerseykuh
stammende M. über 8 v. H. Fett. 1 Liter von
letzterer hatte somit für die Butterbereitung 4mal
größeren Wert. Aber abges. von solchen extremen
Schwankungen des Fettgehalts, hat die M. aus bes.
Veranlassung auch in anderer Beziehung regel-
mäßig abnorme Zusammensetzung und Eigenschaf-
ten. So enthält sie während der etwa 10 Tage nach
der Geburt dauernden sog. Colostralperiode
so wenig Casein, daß sie zum Verkäsen nicht zu ge-
braucheniist, dagegen unverhältnismäßig viel Trocken-
substanz, Eiweiß und Salze (hat desh. laxierende
Wirkung und ist zur Ernährung von Menschen, bes.
Kindern, ungeeignet). Ganz ähnliche abnorme Be-
schaffenheit nimmt nicht selten die M. hochträchti-
ger Kühe gegen Ende der Laktations-
periode sowie bei Milzbrand der Kühe an;
sie schmeckt bitter, salzig usw., läßt sich daher
weder als Kinder M. noch zur Butter= und Käse-
bereitung verwenden. Auch bei Eutertuber-
kulose pflegt der Gehalt an Eiweiß (Albumin)
in der M. größer, der an Casein und Fett un-
gewöhnlich geringer zu werden, sowie während der
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Brunst die Trockensubstanz= und Fettmenge zu-
rückzugehen. — Ebenso übt das Futter auf die
Menge und Zusammensetzung der M. einen ge-
wissen Einfluß aus. Auf die Dauer kommt nur
die über das Erhaltungsfutter hinausgehende
Futtermenge für die MErzeugung in Betracht.
Nicht lange Zeit läßt sich diese auf Kosten des
Körpergewichts aufrecht erhalten, indem das zur
Mhildung nötige Protein ausbilfsweise der'
Muskelsubstanz entnommen wird. Der Mzucker-
chalt der M. ist völlig unabhängig vom Kohle-
bodratgehalt des Futters, wie auch die Fettmenge
der M. von der des Futters fast gar nicht be-
einflußt zu werden scheint, dagegen ist die Be-
schaffenheit des MFettes von der Zusammensetzung
des Futters abhängig. So nimmt das Mgett
eine mehr harte Beschaffenheit an durch Ver-
fütterung von Roggenkleie, Palmkern-, Kokos--,
Lein= und Baumwollsamen-Kuchen sowie von
Hülsenfruchtschrot und wird dagegen infolge des.-
niederen Schmelzpunkts weich (schmierig) durch.
Futterzugaben von Weizenkleie, Haferschrot, Reis-
futtermehl und Rapskuchen. — Noch wichtiger ist.
der Einfluß der Reizfuttermittel in
mäßigen Mengen. Dazu gehört Kochsalz und von
stark wirkenden und schmeckenden Stoffen-
namentlich Anis, Bockshornsamen, Kümmel und
Fenchel. Sie sind der MBildung besonders för-
derlich, indem sie eine bessere Ausnützung von reiz-
losem Futter (verregnetem Heu) ermöglichen.
Manche Arzneimittel, Farb-- und Riech-
stoffe im Futter gehen unverändert in die M.
über. Plötzlicher Futterwechsel drückt
die MMenge und manchmal auch MGüte vorüber-
gehend oder für den ganzen Rest der Laktations-
periode herunter. Je gleichmäßiger, reichlicher,
schmackhafter und leichter verdaulich das Futter ist,
um so mehr und bessere M. liefert die Kuh und-
umgekehrt und je besser diese zur MBildung ver-
anlagt ist, um so höher macht sich solche gute und
reichliche Ernährung, welche die volle Entfaltung
dieser wertvollen Anlage erst ermöglicht, bezadlt.
Sehr wichtig ist auch das Melken. Bei täglich.
Zmaligem richtigem Melken werden etwa 10 27
mehr M. und etwa 15 v. H. mehr Fett erzielt als
bei 2maligem. Durch freundliche Behandlung der
Kühe, Ziegen usw. während dieser Arbeit wird,
die Absonderung und der Fettgehalt der M. be-
günstigt. Dagegen nimmt MMenge und Me-
schaffenheit mehr oder weniger ab, die M. wird
im Euter zurückgehalten, ohne daß dies von dem
Willen des Tiers abhängt, die MAbsonderung
kann sogar zum Stillstand gebracht werden, wenn
die Kühe während des Melkens erschreckt, durch
ungeschickte Melker in unsachgemäßer Weise am
Euter gezerrt, oder durch Stoßen, Schlagen,
Wegnehmen des Kalbes usw. in Aufregung ge-
bracht werden. Durch Trockenfütterung, Aus-
misten und Viehputzen während des Melkens wird
die M. mit Staub und Bakterien angereichert und-
weniger haltbar, auch nimmt sie Stallgeruch an.
Sie hat dazu große Neigung. Der Ertrag des
Kuhstalls kann somit durch die Sorgfalt, Ge-
wissenhaftigkeit und Erfahrung des Melkers sehr