Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

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sigleit an, während die Magermilch sich vom Mit- 
telpunkt möglichst weit zu entfernen sucht und den 
äußersten Ring bildet. Je nach dem Fettgehalt u. 
der Reaktion unterscheidet man im Handel ver- 
schiedene Rsorten. Kaffee R. soll mindestens 10%, 
SchlagR. mindestens 25% Milchfett enthalten. 
Bei ersterem beträgt der Wassergehalt etwa 77%, 
bei letzterem etwa 68%. Im R. sind aber auch 
die übrigen Milchbestandteile (s. Milch) in mehr 
oder weniger kleinen Mengen enthalten, die aber 
hinreichen, um im süßen Rahm bald eine Milch- 
säuregärung enizuleiten. Da eine günstige RAus- 
beute bei der natürlichen Aufrahmung erst nach 
mindestens 36stündigem Stehen der Milch sich 
erreichen läßt und während dieser Zeit die Säur- 
ung der ganzen Milch nur mit großen Schwierig- 
keiten u. Kosten sicher verhindert werden kann, 
ist der durch Aufrahmen gewonnene R. in der 
Regel sauer und zu billigem Preise erhältlich, 
während süßer R. meistens von solcher Vollmilch 
stammt, die sofort oder binnen weniger Stunden 
nach dem Melken zentrifugiert wurde. Obwohl 
zut Erzielung wohlschmeckender u. haltbarer But- 
ter die Trennung von R. u. Magermilch in süßem 
Zustand, also die Gewinnung von süßem R. Vor- 
aussetzung ist, wäre es doch nicht zweckmäßig, 
letzteren in diesem Zustand zu verbuttern (s. But- 
ter), viclmehr wird er schwach angesäuert, indem 
man entweder ihn bei einer die Selbstsäuerung 
begünstigenden Temperatur 12—24 Stunden auf- 
stellt und während dieser Zeit mehrmal aufrührt, 
oder ihm eine saure Flüssigkeit zusetzt: Milch- 
säure, Essigsäure, Salzsäure, meist aber ein aus 
Magermilch selbstbereitetes sog. „Sauer“ oder 
eine Reinkultur, die in einem bakteriologischen 
Laboratorium aus ausgewählten Rassen von 
Milchsäurebakterien hergestellt wurde. Erst, wenn 
der R. einen das ganze Jahr über gleichmäßigen, 
durch die Ansäurung bedingten Reifegrad (RReife 
oder „Sämigkeit“) erreicht hat, erhält man die 
Hoöße Butterausbeute und die feinste Butter. 
ie im Handel für erstklassige Butter noch viel- 
fach übliche Bezeichnung Süßrahmbutter ist somit 
irreführend und stammt aus dem letzten Jahr- 
zehnt des vorigen Jahrhunderts, als in W. eine 
große Anzahl Zentrifugalmolkereien 
entstanden u. versucht wurde, den gewonnenen 
süßen R. zu verbuttern, aber bald die Beobachtung 
gemacht werden mußte, daß solche Butter unter 
dem Einfluß unerwünschter (Buttersäure-) Bak- 
terien bald ranzig wird. Bei der Aufrahmung 
geht ein um so größerer Prozentsatz der Fett- 
kügelchen der Vollmilch in den R. über. je größe- 
ren Durchmesser sie haben, (Ziegenmilch rahmt 
in Folge der Kleinheit ihrer Fettkügelchen nur 
unvollständig auf), je weniger die Milch vor u. 
während der Aufrahmung erschüttert wird (mehr- 
fach umgeleerte, auf federlosen Wagen u. schlech- 
ten Wegen transportierte oder vor dem Aufrah- 
men über einen Kühler geleitete Milch liefert 
wenig R.), je weniger hoch die Aufrahmgefässe 
angefüllt sind und je weniger ihre Form die 
Auftriebskraft des Fettes beeinträchtigt (daher sind 
niedere, aber weite Gefässe mit glatten, diver- 
gierenden Wandungen den in W. früher allge- 
Rahmkäse — Rauschbrand. 
mein üblichen u. in abgelegenen Ortschaften noch 
jetzt im Gebrauch besindlichen hohen und bauchi- 
gen Milchhäfen weit vorzuziehen u. die hohen, 
ovalen sog. Swartzschen Sotten sind nur dann 
zu empfehlen, wenn sie sofort nach ihrer Füllung 
in sehr kaltes Wasser gesetzt werden u. bis zum 
Abrahmen recht kühl gehalten werden können), 
je länger die spontane Säuerung der Milch 
bei niederer Temperatur u. in reiner Luft hint- 
angehalten werden kann. Das Abrahmen (Weg- 
nehmen der RSchichte von der Wagermilch er- 
folgt meist mit einem entspreche geformten 
Löffel, seltener mit einem Heber oder (beim Desti- 
nonschen Verfahren) mit einem Rechen. Nur 
bei der Verwendung der Gussanderschen Satten 
läßt man die Magermilch durch eine Oeffnung 
am Boden des Gefässes abfließen. Bei letzterem 
Verfahren erfordert diese Trennung weniger Zeit 
u. Arbeit, allein man erzielt unreinen R. u. weni- 
ger haltbare Butter, da mit ersterem vermischt 
alle Schmutzteile, die sich aus der Milch während 
ihres ruhigen Stehens absetzen, in den ablaßbaren 
Satten zurückbleiben. Befinden sich die Milchtiere 
in großer Entfernung von der Sammelmolkerei, 
(s. Milchwirtschaft), so kann es angezeigt sein, 
sog. RStationen zu errichten, d. h. die Milch 
auf einer Zwischenstation zu entrahmen u. nur 
den R. nach der Sammelmolkerei zur Verarbeit- 
ung auf Butter weiterzuschicken. adurch lassen 
sich die Transportkosten ganz erheblich ermäßigen, 
indem das zur Butterbereitung bestimmte Fett 
in der Vollmilch etwa zehnmal so großes Gewicht 
u. Volumen hat als im Rahm. — Lit. Schäfer- 
Sieglin, Lehrbuch der Milchwirtschaft. 8. Aufl. 
Eugen Ulmer in Stuttgart. 1908. Sieglin. 
Rahmkäse s. Käse. 
Rahmstation s. Rahm. 
Raiffeisensche Darlehenskassenvereine s. Per- 
sonalkredit, landw. 
Rangierung der Militärpflichtigen, s. Ersatz- 
wesen IX. " 
Rangordnung s. König III., 6. 
Rat der Berkehrsanstalten s. Ministerium der 
Acußeren Angelegenheiten, Verkehrsabteilung. 
Ratschreiber s. Gemeindebeamte und Freiwil- 
lige Gerichtsbarkeit 10. 
Raubtiere s. Jagdpolizei II., 1 (Jagdkarten), 
Jaodrecht II., 1 u. 8. 
Raubvögel s. Jagdrecht II., 1. 
Raummeter (Beigholz) s. Holzmaße. 
Rauschbrand. Der R. ist eine durch den R.- 
Bazillus (B. sarcophysematos bovis) hervor- 
gerufene, schnell verlaufende Infektionskr., die 
Rinder vornehmlich im Alter von ½ bis zu 4 J. 
befällt und sich durch Impfung auf Schafe und 
Ziegen übertragen läßt. Beim Pferd ist das Vor- 
kommen des R. noch nicht sicher festgestellt. Der 
Mensch ist immun gegen die Krankheit. Der Er- 
reger des R., der in jedem Erkrankungsfalle im 
serösblutigen Saft des brandigen Fleisches und 
des Unterhautzellgewebes zu finden ist, bildet 
wie der Milzbranderreger Sporen und vermag 
sich unter ähnl. Verhältn. wie dieser im Freien zu 
erhalten. Die Krankheitsmerkmale bei lebenden 
Tieren bestehen im wes. in gashaltigen, mitunter
	        
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