Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

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kleiden. Außerdem sind ihm zur Mitwirkung, 
hauptsächlich bei der Einleitung größerer stat., 
topographischer oder sonst. Arbeiten aus allen 
Min. ständige Delegierte beigeordnet, die mit 
Stimmrecht an den Kollegialberatungen teil- 
nehmen; zu den letzteren können für bestimmte 
Fälle auch andere mit dem jeweiligen Be- 
ratungsgegenstand speziell vertraute Beamte 
des betr. Dep. zugezogen werden. In An- 
gelegenheiten seines Geschäftskreises ist das Stat. 
A. befugt, sich unmittelbar an alle einzelnen 
Min. zu wenden und verpflichtet, von ihnen in 
Sachen ihres Ressorts Weisungen anzunehmen; 
in ökonomischer und disziplinärer Beziehung steht 
es ausschließlich unter dem MinF. und als 
Landesstelle ist es den höheren VerwBeh. koordi- 
niert. Die Bezirkstellen haben dem Stat. L. 
unmittelbar Berichte zu erstatten, und es sind 
nach der KVO. 26. 3. 1821, Rgbl. 155, sämtl. Bez.- 
Stellen, wie auch andere Beamte, namentlich 
Geistliche, Aerzte und Ortsvorsteher, gehalten, 
den Anforderungen, welche das L. für die unter 
seine Aufgabe fallenden Zwecke an sie zu machen 
für nötig erachtet, pflichtmäßig zu entsprechen. Mit 
auswärtigen öff. Stellen und wissensch. Instituten 
verkehrt das L A. unmittelbar, insoweit nicht nach 
der Art oder Wichtigkeit des Gegenstands eine 
Vermittlung durch das Min AA. als erforderlich 
erscheint. — IV. In unmittelbarer Unter- 
ordnung unter das Stat. LA. und geleitet von 
je 1 Mitas. dess. stehen f. Abt.: 1. Die topo- 
raphische Abt., welche mit ihren 4 Sektionen 
Orioellierabteilung. 2 Aufnahmesekt., graphische 
Sekt.) die neue topogr. Landesaufn., die Her- 
stellung und Vervielfaältigung der Karten sowie 
die Fortführung derselben zu besorgen hat. 
— 2. Die Geologische Abt., welche die 
Col= Landesaufn., die Herstellung der geol. 
pezialkarte 1:25 000 sowie die Fortführung 
und Erneuerung der älteren geognost. Karten 
vorzunehmen hat und der als beratendes Organ 
ein Beirat, besteh. aus den geol. Hauptlehrern 
der Universität Tübingen und der landw. Hoch- 
schule Hohenheim, dem mineralogischen Konser- 
vator der Naturaliensammlung, sowie Vertretern 
der Bau= und Bergdirektion u. der Zentralst. f. d. 
L. angegliedert ist. — 3. die meteorologische 
Abt., deren Aufgabe in der Beobachtung der meteo- 
rol. und geophysikal. Verhältnisse und Vorkomm- 
nisse im Lande, sowie deren stat. Verarbeitung und 
Veröffentlichung besteht. Mit der Meteorol. Abt. 
sind verbunden: a) die Meteorologische 
Zentralstation in Stuttgart, welche das Wet- 
ter in Stuttgart selbst zu beobachten und die Beob- 
achtungen der meteorolog. Beobachtungstationen 
(derzeit im ganzen 29, darunter 3, nämlich Hohen- 
heim, Tübingen, Zeil, I. Ordnung mit Selbst- 
registrierinstrumenten ausgerüstet, 18 im Hof- 
und Staatshandbuch einzeln aufgeführte II. Ordn. 
mit regelm. Beobachtung der gewöhnl. meteorol. 
Elemente, wie namentlich Luftdruck, Lufttempe- 
ratur, Luftfeuchtigkeit, Winde, Bewölkung, Nieder- 
schlag, 8 III. Ordn. ohne Luftdruck= und Feuchtig- 
keitsmessung), der Regenstationen (derzeit 85 zur 
täglichen Messung des Niederschlags mittelst 
Regenmesser und der Schneehöhe mittelst Schnee- 
Statistisches Landesamt. 
pegels) sowie der Eonnenscheinmehstationen (der- 
zeit 11, zur Messung der täglichen Dauer des 
Sonnenscheins mittelst des Sonnenscheinmessers 
von Campbell u. Stokes) zu sammeln und zu 
verzeichnen sowie auch täglich (mit Ausn. der 
Sonn= und Feiertage) auf Grund der vormittags 
aus etwa 100 über fast ganz Eurppa verteilten 
Stat. einlaufenden telegr. Wetterberichte die an 
verschiedenen öff. Gebäuden Stuttgarts und des 
Landes angeschlagene und auch durch Postabonne- 
ment verbreitete Wetterkarte zu fertigen und in 
Vbdg hiemit die bei allen Telegrtat. erhältliche 
und in den Sommermonaten an diesen öff. an- 
geschlag. Witterungsvorhersage (Wetterprognose) 
aufzustellen hat; — b) die Erdbebenstatio- 
nen (zur Aufzeichnung von Erdbeben) in Hohen- 
heim (in einem bes. Gebäude 100 m westlich vom 
botanischen Institut mit Trifilargravimeter und 
doppeltem Horizontalpendel für die in nordwest- 
licher und nordsüdlicher Richtung verlaufenden 
Erdstöße) und Biberach (im Hof des neuen Spitals, 
mit doppeltem Horizontalpendel); — c) die Dra- 
chenstation am Bodensee in Friedrichs- 
hafen, errichtet (1908) und unterhalten auf ge- 
meinschaftliche Kosten des Reichs und der 4 südd. 
Länder W., Bayern, Baden, Elsaß-Lothringen, mit 
der Aufgabe, das Luftgebiet über dem Bodensce mit 
meteorologischen Registrierinstrumenten durch 
Fesselballons oder Drachen (System Hargrave), 
die mit Registrierinstrumenten versehen sind und 
von dem Drachenboot „Gna“ aus in die Höhe 
gelassen werden (im Jahre 1912 Zahl der Auf- 
stiege mit Fesselballons 282, mit Drachen 35, mit 
Freiballon 1, größte erreichte Höhe 6560 m), zu 
erforschen, mit telegr. Mitteilung der vormittäg. 
Beobachtungen an verschiedene meteorol. Stat. 
(Stuttgart, Hamburg, Straßburg i. E., Karls- 
ruhe, München, Aachen, Frankfurt a. M., 
Ilmenau, Magdeburg); seit 1912 auch limnologi- 
sche Beobachtungen über die Temperatur bis zum 
Grund des Bodensees. — V. Die Ergebnisse 
der Arbeiten des Stat. LA. werden teils in 
bes. Sammelwerken, teil in periodischen Zeitschrif- 
ten, teils in Kartenwerken veröffentlicht. Solche 
Veröffentlichungen sind: 1. Die Landesbe- 
nckreibung 1.Das Königreich W.“, d. i. eine 
Beschreibung des Landes nach seinen geschichtlichen, 
geographischen, naturgeschichtlichen, ethnographi- 
schen, bevölkerungstatistischen, wirtschaftlichen, 
staatsrechtlichen Verhältnissen; erste und zweite 
Ausgabe 1820 und 1824, herausgeg. von Gg. 
Memminger, dem langjähr. 1. Leiter des Stat. 
L., geb. 1773, gest. 1840, 8. 1841, 4. erweit. und 
gänzlich umgearb. 1863, 5. 1882—86, 6. 1904 bis 
1907; — 2. die Oberamtsbeschreibungen 
d. i. eine Beschreibung der einzelnen Oue. und 
Gden des Landes nach geschichtl., geograph., 
wirtschaftl. Verhältnissen, 1824—86; Neue Folge 
von 1893 an, davon bis jetzt erschienen: Reut- 
lingen, Ehingen, Cannstatt, Ulm, Rottenburg, 
Heilbronn, Urach, Münsingen; — 3. die Württ. 
Nabr bücher für Staci Ktirzund Landes- 
unde, jährl. seit 1818, in welchen die ausführ- 
lichen Ergebn. der Untersuchungen und Er- 
hebungen des Stat. LA. auf dem Gebiet der 
Statistik, sowie auch sonstige Aufsätze über württ.
	        
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