Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

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zusammen aus dem in offenen Gerinnen (Gräben, 
Bächen, Flüssen, im Hochgebirge in Gletschern) 
und aus dem versickerten und unterirdisch ab- 
fließenden Wasser, das als Grund-= und Quell- 
wasser in die offenen Gerinne oder unmittelbar in 
das Meer übertritt. Verschiedene Erscheinungen, 
wie z. B. das Vorkommen von Grundwasser und 
Quellen auf hohen Bergen ohne größeres Nieder- 
schlagsgebiet, oder die Entstehung des Wüsten- 
grundwassers lassen sich mit der Sickertheorie nicht 
vereinbaren und nur aus unterirdischen Nieder- 
schlägen erklären, wobei entweder die in feucht- 
warmem Zustand eingedrungene Außenluft oder 
etwa von unten aufsteigende Dämpfe in dem 
kuhlen Untergrund hochgelegener Orte nieder- 
eeschlagen werden. Die Beschaffenheit und Lage 
der wasserführenden Schichten, in denen sich das 
Grundwasser abwärts bewegt, entzieht sich 
der äußeren Beurteilung und wird entweder in 
ofsenen Brunnen oder in bes. Standröhren von 
ctwa 10 cm lichter Weite mit Schwimmermaß- 
stäben vorgenommen. Die Geschwindigkeit des 
Grundwassers ist gering, eine solche von 1 m in 
der Stunde ist schon als reichlich anzusehen, häufig 
beträgt sie kaum 1 m täglich, in den muldenförmi- 
gen Erweiterungen der durchlässigen Schichten, 
den sog. Grundwasserbecken, findet eine eigentliche 
Strömung ebensowenig statt, wie in den ober- 
irdischen Seen. Das Schwanken des Grund- 
wasserspiegels ist zweifellos von großer Bedeutung 
für die gesundheitlichen Verhältnisse. Durch 
Ueberschwemmungen gelangen alle möglichen schäd- 
lichen Stoffe in den Grundwasserstrom, die An- 
laß zu Epidemien geben können. Während das 
Grundwasser gewöhnlich in die Bäche und Flüsse 
absließt und daher höher als deren Wasserspiegel 
liegt, kommt auch der umgekehrte Fall vor, daß 
Bäche und Flüsse streckenweise hoch über dem 
Spiegel des Grundwassers fließen und, anstatt 
durch Grundwasser gespeist zu werden, Sicker- 
wasser an letzteres abgeben. Durch Entnahme von 
Grundwasser, z. B. aus Pumpbrunnen, wird eine 
örtliche Senkung herbeigeführt. Näherungsweise 
läßt sich die Menge des in einer geschlossenen Kies- 
schicht abfließenden Grundwassers aus seiner Ge- 
schwindigkeit, dem Querprofil des Grundwasser- 
trägers und der Verhältniszahl der darin ent- 
haltenen Hohlräume, die etwa 20—25 v. H. be- 
tragen, einschätzen. Das Grundwasser enthält 
meist Beimischungen von Stickstoff, Kohlensäure, 
Kalk, Magnesia, Eisenverbindungen u. ähnl., sowie 
von organischen Stoffen. Das Zutagetreten eines 
Grundwasserstroms wird Quelle genannt. — Das 
QOuellwasser (s. auch Quellen, Quellen- 
schutz) zeigt daher die näml. Beschaffenheit wie 
das Grundw. Erfolgt das Zutagetreten unter 
lebhafter Vertikalbewegung, so hat man einen 
Sprudel, bei künstlicher Erbohrung einen artesi- 
schen Brunnen. Sehr häufig bildet die QOuelle 
nur den Ueberlauf eines Grundwasserstroms, 
der sichtbare Abfluß versiegt alsdann bei an- 
haltender Trockenheit, und man spricht von einem 
Hungerbrunnen. Das QOuellwasser kommt oft 
aus sehr bedeutenden Tiefen. Das Aufsteigen 
wird entweder durch den Druck höher liegender 
Wassermassen, durch Entwicklung von Kohlensäure 
Wasser. 
oder durch den Druck des entstandenen Wasser- 
dampfs hervorgebracht. Quellen mit konstanter 
Temperatur gibt es nicht. Quellen, die eine 
größere als die mittlere Jahrestemperatur zeigen, 
heißen Thermen, kochendheiße Quellen oder Koch- 
brunnen kommen hauptsächlich in vulkanischen 
Gegenden vor. Absolut chemisch reines Quell- 
wasser wird nirgends angetroffen, weil schon das 
Regenwasser stets Beimischungen aufgelöst ent- 
hält, solche sind außer auersteff und Stickstoff 
vornehmlich Kohlensäure. Chemische und mechan. 
Arbeit des in die Bodenschichten eindringenden 
Wassers und Wasserdampfs laugen die Gestein- 
schichten aus, die aufgelösten Stoffe werden im 
W. zutage gefördert, wird eine größere Konzen- 
tration erzielt, so spricht man von Mineralquellen. 
Am häufigsten sind die eisenhaltigen Wasser. Je 
nach seinem Gehalt an Kalk oder Magnesia nennt 
man das W. hart oder weich. Der Gehalt von 
1 Gewichtsteil Kalk (oder 0,7 Teilen Magnesia) 
in 100 000 Gewichtsteilen W. oder 10 g Kalk 
(79 Magnesia) in 1 chm Wasser entspricht einem 
Härtegrad. Weiches W. hat unter 10, hartes über 
20 Härtegrade. —e) Gutes Trinkwasser muß 
18—20 Härtegrade, 9—12° C. Wärme haben und 
etwas Sauerstoff und Kohlensäure enthalten. Der 
Cisengehalt macht das W. wegen der sich bildenden 
rotbraunen Niederschläge für viele Benutzungs- 
zwecke unbrauchbar, s. Wasserversorgung. Die 
schwebenden Teilchen der Sinkstoffe geben dem W. 
ein trübes Aussehen. Schon 1g# geschlämmter Ton 
in 1 chm trübt das Wasser. Bei Hochwasser 
machen sich die von den Uferabhängen herstam- 
menden Geschiebemassen, bei Niederwasser die 
Verunreinigungen durch Abwässer in industrie- 
reichen Gegenden oft sehr unangenehm bemerkbar. 
Besonders nachteilig sind die in Fäulnis über- 
gehenden Schmutzstoffe, wobei sich Schwefelwasser- 
stoff, Ammoniak u. a. giftige Zersetzungsprodukte, 
die dem W. den Sauerstoff entziehen, bilden. Auf 
der innigen Berührung des W. mit der atmosphäri- 
schen Luft beruht die Selbstreinigung des Fluß- 
wassers. — f) Da der Wasserreichtum des ober- 
und unterirdischen Wasserabflusses je nach 
den Witterungserscheinungen (Niederschlägen und 
Temperaturen) verschieden ist, so unterliegt er 
einem steten Wechsel, der selbstverständlich in der 
Wasserabführung der Flüsse zum Aus- 
druck kommt und sich in dem wechselnden Stand 
ihrer Oberfläche sichtbar macht. Die Beobacht- 
ung der Wasserstände und die Ermittlung 
der Wassermengen bei verschiedenen Wasserstands- 
höhen an verschiedenen Stellen der Flüsse ist eine 
Hauptaufgabe der hydrographischen Anstalten und 
der mit der Wasserbauverwaltung betrauten 
Acmter. Die an der Oberfläche vorhandenen 
offenen Wasseransammlungen werden Gewässer 
oder Wasserläufe genannt. Die regelmäßig vom 
Basser bedeckten Teile der Bodenoberfläche bilden 
das Bett, die seitlichen Teile die Ufer des Ge- 
wässers, der untere Teil heißt Sohle. Die Grenze 
zwischen dem Bett und den Ufern, die Uferlinie, 
wird durch denjenigen Wasserstand bestimmt, 
welcher der regelmäßig wiederkehrenden Anschwel- 
lung der Gewässer entspricht, WG. Art. 7 III. 
Außer den natürlichen Wasserläufen gibt es auch
	        
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