Full text: Um den Kaiser.

Nachdruck als sonst die Isolierungsabsicht der englischen Politik 
bestritten und Churchill, der Handelsminister, das Schnappen und 
Knurren in den Zeitungen und Klubs gegen Deutschland zur Ent- 
fesselung eines Krieges für ein höllisches Verbrechen erklärt. 
Nach der kaiserlichen Ablehnung einer Flottenverständigung in 
Friedrichshof hat weder Aoyd George noch ein anderer englischer 
Staatsmann wieder eine so deutschfreundliche Rede gehalten. Gegen 
die bessere Einsicht des Kanzlers, wie sie in einem Briefe aus 
Norderney vom Sommer 1907 ausgesprochen war, daß wir näm- 
lich zur Beseitigung der Spannung mit England den Nachdruck mehr 
auf die Defensive (Unterseeboote, Küstenbefestigungen, Minen) legen 
sollten!), wollte sich der Kaiser, einig mit dem Großadmiral 
v. Tirpitz, unter keinen Umständen in den Bau großer Schlacht- 
schiffe dreinreden lassen. Nach dem Scheitern des englischen Ver- 
suchs, das den Keim des Weltkrieges in sich bergende Flotten- 
problem zu lösen, wandelte sich nun auch die in Reval mündlich 
angebahnte Entente für den näheren Orient mehr und mehr in 
einen Operationsplan gegen die Mittelmächte um. Rußland ge- 
wann einen mächtigen Helfer, der sich bisher, weil ohne eigene Inter- 
essen, bei den Balkanwirren neutral und für die Türkei im all- 
gemeinen wohlwollend verhalten hatte, während das Mürzsteger 
Programm mur eine zeitweilige Abpaarung unter Mitbewerbern dar- 
stellte. Der Grund für die veränderte Haltung Englands konnte 
nur in der Absicht liegen, in Osterreich-Ungarn den Bundesgenossen 
des Deutschen Reiches zu treffen und beiden Mittelmächten den 
freien Ausgang nach dem Südosten sperren zu helfen. Die Kosten 
des neuen Operationsplanes hatte ja auch nicht England, sondern 
Rußland zu tragen. 
Inzwischen war ein Ereignis eingetreten, das, selbst unmittel- 
bare Folge der neuen englisch-russischen Balkanentente und ihres 
die türkische Herrschaft in Mazedonien bedrohenden Planes, dessen 
Ausführung und weiterhin die gesamte internationale Lage in Europa 
stark beeinflußte. Die Bedrohung der türkischen Herrschaft lag 
hauptsächlich darin, daß künftig auch die Justiz, wie bisber schon 
1) „Zur Vorgeschichte des Weltkrieges“, S. 145. 
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