Full text: Handbuch der Politik. Zweiter Band. (2)

194 Friedrich Zahn, Das Deutsche Volk. 
wie im Kleingewerbe spielt diese Familienarbeit eine erhöhte Rolle angesichts der wachsenden 
Lohnansprüche der Arbeiter und Angestellten, namentlich in Anbetracht der zunehmenden Be- 
deutung der kleinen und mittleren Bauerngüter innerhalb unserer heutigen Agrarverfassung. Ab- 
gesehen davon wird das Streben nach einem Hauptberuf durch das Verlangen nach einer Anwart- 
schaft auf die Wohltaten der Versicherungsgesetzgebung erhöht. 
Bei den Dienstboten ist nach dem Berufszählungsergebnis von 1907 ein Rückgang gegen früher 
zu verzeichnen. Die Einschränkung der Dienstbotenhaltung hängt teils mit den gesteigerten An- 
sprüchen dieser Dienstnehmer, mit der schwierigen Erlangung dieser Kräfte, die sich lieber der 
ungebundenen Fabrikarbeit und dem Handelsgewerbe (als Verkäuferinnen, Kontoristinnen) 
zuwenden, teils mit ihrer Entbehrlichkeit bei der modernen \Vohnungsausstattung zusammen. 
Der Anteil der berufslosen Selbständigen hat sich in den letzten 25 Jahren nahezu verdoppelt. 
Die soziale Fürsorge für die arbeitenden Klassen und der erhöhte Wohlstand leisteten der Möglich- 
keit Vorschub, sich früher als dies ehedem tunlich gewesen, von der beruflichen Tätigkeit zurück- 
zuziehen und von Rente und Pension zu leben. Auch spielt die gestiegene Zahl derer, die zu Aus- 
bildungs- und Fortbildungszwecken ausserhalb des Haushalts leben, ohne sich noch einem be- 
stimmten Beruf zugewendet zu haben, eine Rolle. 
Ziffernmässig ergibt sich das Gesagte aus folgenden Übersichten: *) 
a) Erwerbstätigkeit der Bevölkerung. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
197 1895 1883 
Bevölkerungsgruppe - - 
absolut | % absolut | 9% absolut %, 
I. Männliche Bevölkerung. 
Erwerbstätige im Hauptberuf. . . 18 583 864 | 61,01 15 506 482 61,03 13 372 905 60,38 
Dienende für häusliche Dienste im 
Haushalte der Herrschaft 15 372 0,05 25 359 0,10 42510 0,19 
ngehörige . . . 2. 2 2200. 102490838 ; 33,65 8 850 061 34,83 8.082 973 36,49 
Berufslose Selbständige . . . . - 1612 776 | 5,29 1027 259 4.04 652 361 2,94 
Männliche Gesamtbevölkerung 30 461 100 [100,00 25 409 161 100,00 22 150 749 100,00 
IT. Weibliche Bevölkerung. 
Erwerbstätige im Hauptberuf.. . 8 243 498 26,37 5 264 393 19,97 4259 103 18,46 
Dienende für häusliche Dienste im 
Haushalte der Herrschaft . 1249383 ; 4,00 1313 957 4,99 1 282414 6,56 
Angehörige . . . 2 2 2 2220. 19 974 341 ı 63,9 18 667 224 70,81 16 827 722 72,94 
Berufslose Selbständige . . . . . 1792207 | 5,73 1115549 4,23 02 125 3,04 
Weibliche Gesamtbevölkerung 31 259 429 1100,00 26 361 123 [100,00 23071364 1100,00 
III. Gesamtbevölkerung (I -- II). 
Erwerbstätige im Hauptberuf. . . 26 827 362 | 43,46 20 770 875 40,12 17 632 008 38,99 
ienonde für häusliche Dienste im 
Haushalte der Herrschaft 1 264 755 2,05 1339 316 2,59 1324 924 2,93 
Angehörige - . . . 22.2202. 30 223 429 48,97 27517 285 63,15 24 910 695 55,08 
Berufslose Selbständige . . . . . 3 404 983 6,52 2 142 808 4.14 1 354 486 3,00 
Gesamtbevölkerung überhaupt 61 720 529 1100,00 51 770284 1100,00 45 222 118 1100,00 
  
  
Die Zunahme der Erwerbstätigkeit vollzog sich vornehmlich 
in Berufen, die zu Gewerbe und Industrie sowie zu Handel und 
Verkehr zählen. 
*) Übersicht b} und 0) auf folgender Seite, 
Von den 16 Millionen Mehrvolk in der Periode 1882 1907 haben 10 +4
	        
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