Full text: Handbuch der Politik. Zweiter Band. (2)

38. Abschnitt. 
Nationalliberale. 
Von 
Ernst Bassermana, M. d. R., 
Rechtsanwalt in Mannbeim. 
Literatur: . 
Mitteilungen für die Vertrauensmänner der natlib. Partei. Verlagsbuchhandlung d. natlib. 
Partei Berlin W. 9; -—- Programmatische Kundgebungen der natlib. Partei 1866—1009, Verlag 
ebendort, 1909; — PolitischesHandbuch der natlib. Partei, 1907, Verlag ebeudort; — 1. Nach - 
irag 10 z. vor., 1910. — Onken: Bennigsen; Dr. Böttcher: Stephani, Leben und Wirken in 
er natl. Partei. 
Im Jahre 1866 entstand die nationalliberale Partei. 
Im preussischen Abgeordnetenhause bildete sich als Ausdruck der Stimmung eines Teils der 
preussischen Fortschrittspartei nach dem Siege über Oesterreich im November 1866 die „Neue 
Fraktion der nationalen Partei“. Als aber der konstituierende Reichstag des norddeutschen Bundes 
auf Grund des allgemeinen gleichen geheimen und direkten Wahlrechts am 12. Februar 1867 gewählt 
war, da erstand die Fraktion der nationalliberalen Partei des norddeutschen Reichstags am 20. Fe- 
bruar 1867 und Rudolf von Bennigsen wurde ihr Vorsitzender. Ihre Entstehungsgeschichte blieb 
massgebend fürWesen und Ziele der Partei. In den Kämpfen um die nationale Wiedergeburt Deutsch- 
lands, wie sie sich in dem Werdegang des Nationalvereins und seines Vorkämpfers von Bennigsen 
verkörpern, in dem heissen Ringen Preussens um die Vormacht in Deutschland, unter dem Donner 
der Kanonen von Königgrätz ist der nationalliberale Gedanke geboren und diejenigen, die ihm die 
Form gaben, waren liberale Männer, die ihr Leben in den Dienst liberaler Weltanschauung gestellt 
atten. 
Die Zeit bis zum Ende der 70er Jahre war die Glanzzeit der Partei. Als stärkste Partei des 
Reichstages drückte sie der Gesetzgebung ihren Stempel auf und wie sie die Partei der Reichs- 
gründung war, so war sie es auch, unter deren hervorragenden Mitwirkung Bismarck den Ausbau 
des Reichs im Inneren vollendete. Als die grossen Erinnerungen in den Hintergrund traten, als 
sich die wirtschaftliche Lage Deutschlands gegen das Ende der 70er Jahre verschlechterte, da 
traten erstmals Schwierigkeiten in der nationalliberalen Partei hervor. Der Kampf um Schutzzoll 
und Freihandel begann, wühlte die Nation auf und in seinem Gefolge trennten sich die schutz- 
zöllnerische Gruppe Völk-Schauss und die Freihändler unter Bamberger und Stauffenberg von 
der Nationalliberalen Partei, deren Machtstellung dadurch gebrochen wurde. Für den Liberalismus 
kamen schwere Zeiten, immer stärker befehdeten sich die Liberalen verschiedener Schattierung 
untereinander und legten damit den Grund zur Ohnmacht des Liberalismus. 
Mit der Waffe der wirtschaftlichen Interessen war 1879 und 1880 die nationalliberale Partei 
auseinandergeschlagen worden, und lange wirkten die Kämpfe zwischen Schutzzöllnern und Frei- 
händlern nach und erschütterten das Parteigefüge. 
So waren die nächsten Jahre bis 1884 ausgefüllt mit Auseinandersetzungen innerhalb der 
Partei und die Wahlresultate entsprachen diesem Hader. Die Partei, die einst 152 Abgeordnete
	        
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