'Siebentes Hauptstück.
Die politischen Parteien in
Deutschland.
31. Abschnitt.
a) Deutschkonservative und Reichspartei.
Von
Geh. Hofrat Dr. Georg v. Below,
o. Professor der Geschichte an der Universität Freiburg (Baden).
Literatur:
Das Buch von 0. Stillich, „Die Konservativen, eine wissenschaftliche Darlegung ihrer Grundsätze und
ihrer geschichtlichen Entwicklung‘ (1908), ist ein völliger Missgriff. Vgl. die Kritiken von G. Küntzelin der
Deutschen Literaturzeitung 1909, Nr. 40, Sp. 2540 ff. und von F.K. Wittichen in der Neuen Preussischen
Zeitung 1908, Nr. 243 und 245 (vom 24. und 26. Mai). Auch F.Naumann, „Die politischen Parteien“ (1910),
l iefert nicht mehr als eine Tendenzschrift. Vgl. meinen Art.: „Ein Tendenzroman“, Grenzboten vom 15. Febr. 1911,
3. 325 ff. Ferner: W. Andreas, Zur Geschichte des deutschen Liberalismus, Histor. Ztschr. 107, S. 92 ff. sowie
c ie Rezensionen von Ad. Köster im Archiv für Sozialwissenschaft 32, S. 250 f. und von mir in der Ztschr. f.
Politik Bd. 4, S. 411 ff. Die reichhaltigsten und tiefsten Aufschlüsse über die Anfänge der konservativen Partei
verdankt man F. Meinecke, Weltbürgertum und Nationalstaat (2. Aufl. München 1911). Zusammenhängend
habe ich „die Anfänge einer konservativen Partei in Preussen“ in einer in der „Internationalen Wochenschrift“
1911 Sept. 2 und 9 erschienenen Abhandlung dargestellt. An die Bismarckliteratur braucht nur erinnert zu werden.
Viel Belehrung schöpft man aus den Arbeiten von H. v. Petersdorff über konservative Staatsmänner und
Parteiführer: vor allem der Biographie Kleist-Retzows (1907), ferner zahlreichen Artikeln in der Allg. deutschen
Biographie und Zeitschriftenaufsätzen. Im übrigen seien hier notiert: A. Wahl, Beiträge zur deutschen Partei-
geschichte im 19. Jahrhundert, Histor. Ztschr. 104, S. 6537ff. E. Salzer, Stahl und Rotenhan
(Briefe), Historische Vierteljabrsschrift 1911, S. 199 ff. F. Wegener, Die deutschkonservative Partei
und ibre Aufgaben dür die Gegenwart, 3. Aufl., Berlin 1908 (vgl. dazu Grenzboten 1908, IV, S. 459 f... Konser-
vatives Handbuch, dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage, bearbeitet und herausgegeben von
Angehörigen beider konservativen Parteien (abgeschlossen am 18. Januar 1898). Berlin 1898. A. Röder,
Kulturkonservatismus. Separatabdruck aus der „Deutschen Reichspost‘“. Stuttgart 1911. H. Rehm,
Deutschlands politische Parteien, Jena 1912 R. Käller, Die konservative Partei in Minden-Ravens-
berg. Heidelberger Dissert. v. 1912. M. v. Hagen, Freisinnige Kolonialpolitik unter Bismarck, Grenzboten
vom 13. Juli 1913. Als Organ der Freikonservativen Partei ist anzusehen die Wochenschrift: ‚‚Das neue
Deutschland‘‘. hera. v. Grabowsky (Berlin, seit 1912). Der deutschkonservativen Partei steht nahe: „Konser-
vative Monatsschrift‘‘ (Berlin, Reimar Hobbing).
Die konservativen?) Bestrebungen des 19. Jahrhunderts haben hauptsächlich zwei Ausgangs-
punkte, die in erheblichem Umfang Gegensätze darstellen: die ständischen und die monarchisch-
absolutistischen Anschauungen. Doch erscheinen die ständischen Anschauungen frühzeitig ver-
1) Das Wort „konservativ“ lässt sich aibrigene i in Deutschland erst in den dreissiger Jahren des 19. Jahr-
hunderts nachweisen. Wahl a. a. O. S. 65
Bandbuch der Politik. 1I. Auflage. Band II. l