Full text: Handbuch der Politik.Dritter Band. (3)

108 Julius Pierstorff, Die Frau in der Wirtschaft des zwanzigsten Jahrhunderts. 
  
  
Gemeindebeamtengesetz, dererheblichen Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der Gemeinde 
in dieser Hinsicht vorsieht, den Kammern vorgelegt. 
Dagegen gehören nicht zu den Beamten ım eigentlichen Sinne die Privatbeamten. Zwar 
ist der Tätigkeitsinhalt oft ein gleicher oder ähnlicher, es fehlt indes die das eigentliche Merkmal bil- 
dende Beziehung zum Staat. Die Zahl der Privatbeamten in den industriellen, gewerblichen, kauf- 
männischen und landwırtschaftlichen Betrieben ıst sehr gross. Neuerdings fand eın lebhafter 
Kampf um die Einführung der öffentlichen Zwangs-Versicherung der Privat- 
beamten statt. Auch unter ıhnen bestehen zurzeit bereits zahlreiche Vereinigungen und weitere 
Organisationsbestrebungen sınd ım Gange.®”) 
  
  
77. Abschnitt. 
Die Frau ın der Wirtschaft des zwanzigsten Jahrhunderts. 
Von 
Geh. Hofrat Dr. Julius Pierstorff, 
o. Professor der Staatswissenschaften an der Universität Jena. 
Literatur: 
Einige Ergebnisse der Berufszählung vom 12. Juni 1907 im Deutschen Reiche i. Reichsarbeitsblatt, Jahrg. VII, 
Nr. 2 u. 8, Berlin 1909. 
Zahn, Friedr. Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Volkszählung 
1905, sowie der Berufs- und Betriebszählung 1907, Annalen des Deutschen Reichs, 43, Jahrg. München u. 
Berlin 1910, Nr. 6ff., bes. fünfter Abschnitt „Frauenerwerb‘, S. 503ff. Auch selbständig erschienen. 
Silbermann, J. Die Frauenarbeit nach den beiden letzten Berufszählungen, Schmoller's Jahrb. f. Gesetz- 
gebung etc. 35. Jahrgg. Heft 2. Leipzig 1911. 
Pierstorff, Jul.: Weibliche Arbeit und Frauenfrage, Handwörterb. der Staatswissenschaften, 3. Aufl. Jena 
1908—1911, woselbst eine Übersicht über einen Teil der kaum noch übersehbaren Fülle der Literatur 
sich findet, wie vorher schon in der 2. Auflage unter dem Titel Frauenarbeit und Frauenfrage. 
Handbuch der Frauenbewegung, herausgegeben v. Helene Lange u. Gertrud Bäumer, Bd. IV. Die deutsche Frau 
im Beruf, 1. Aufl. Berlin 1902, 2. Aufl. Berlin 1910. 
Die neue Generation, herausgegeben von Hel. Stöcker, Publikationsorgan des Bundes für Mutterschutz. Berl. 1905 
Salomon, Alice, Mutterschutz und Mutterschaftsversicherung, Leipzig 1908. 
Mayet: Der Schutz für Mutter und Kınd durch eine reichsgesetzliche Mutterschafts- und Familienversicherung,. 
Berlin 1911. 
Fürth, Henriette. Die Mutterschaftsversicherung, Jena 1911. 
  
  
   
  
  
I. Weibliche Erwerbstätigkeit und Frauenberufe. 
Das 20. Jahrhundert zeigt die Stellung der Frau in der Wirtschaft wesentlich ver- 
ändert im Vergleich mit derjenigen Stellung, welche dem weiblichen Geschlechte noch während 
der ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugewiesen war. Diese tiefgreitenden Wand- 
13) Die Begr. zum Vers. G. f. Ang. schätzt die (mit den ‚‚Privatbeamten‘‘ im wesentlichen zusammen- 
fallenden)versicherungspflichtigen Angestellten auf rund 1,9 Millionen (!/, weibliche) Personen. Die 
bedeutendsten Vereinigungen mit zusammen 700 000 Mitgliedern sind dort S. 141 zusammengestellt. Die grösste, 
der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband zählte 1910 rund 121 000 Mitglieder. Vgl. auch Handbuch 
der wirtschaftlichen \ereine und Verbände, her. vom Hansabund 1913, Abschn. XXV,
	        
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