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276 i Albrecht Wirth, Deutschlands wirtschaftliche Expansion.
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Am geringsten ist der Vorsprung der Engländer und Amerikaner in der Kohlenförderung;
gegenüber von 418 Millionen Tonnen der Vereinigten Staaten, und den 306 Millionen Weltbritan-
nıens nahm das Deutsche Reich 1909 mit 217,4 Millionen keimen allzu schlechten Stand eın. In
der Eisenerzeugung behauptet Deutschland sogar den zweiten Platz. Die Ziffern sind: in dem ge-
nannten Jahr rund 26 Millionen Tonnen Roheisen für Nordamerika, 13 für Deutschland und 10 für
England. Dagegen ist um so auffallender das Überwiegen der Angelsachsen sonst; Grossbritannien
erschmolz nicht weniger als 1371 Tonnen Silbers und Nordamerika gar 1702, während Deutschland
nur mit 166 Tonnen aufwarten konnte. An Gold förderte Weltbritannıen 395 Tonnen, wobeı Süd-
afrıka den Löwenanteil beitrug, Nordamerika 150 Tonnen, und Deutschland 0,1. Auch in Kupfer,
das von Jahr zu Jahr für die Weltindustrie, und namentlich auch für die Kriegsindustrie, belang-
reicher wird, können wir es nicht entfernt den zwei grossen Konkurrenten gleichtun; denn die
Yankees, die schon jetzt den Markt beherrschen, und die von einem Kupferuniversaltrust träumen,
erzeugten 1909 nicht weniger als 496 000 Tonnen, weit mehr als die Hälfte der Weltproduktion,
die auf 893 000 Tonnen veranschlagt wurde, das britische Reich den immerhin noch in die Augen
fallender Betrag von 73 000 t, das Deutsche Reich aber — trotz Mansfeld und Otavi — nur 25 000 1,
also nur !/,. der Weltproduktion. Nehmen wir endlich Erdöl! Man hat mit grossem Eifer die Mär
ausgesprengt, dass unsere Lager im Norden und Nordosten von Hannover in absehbarer Zeit im-
stande seien, den ganzen deutschen Bedarf zu decken. Es ist gewiss höchst erfreulich, dass dort,
in einer zuvor fast wertlosen Steppe, so wertvolle Vorkommen erschlossen worden sind, aber die
143 000 t deutschen Petroleums sınd nur !/.., der Weltausbeute, die sich auf 40 Millionen erhebt.
Die Vereinigten Staaten erbohren davon über ?/,. In jüngster Zeit suchen wir unseren Ölbedarf
aus dem Kaukasus, aus Galizien und Rumänien teilweise zu decken, um uns von der drückenden
Uebermacht der Standard Oil Co. zu befreien.
Wir haben davon gesprochen, dass unsere Eisenherstellung eine vorteilhafte Rolle spielt.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass diese Herstellung nur zu zwei Dritteln auf der Erschürfung
einheimischer Erze beruht. Wir sind bereits für ein Viertel der Tonnenzahl und ein Drittel des
Ferrumgehaltes von dem Auslande abhängig. Wir besitzen namentlich viel zu wenig hochwertige
Erze und müssen solche von Schweden, Frankreich, Algerien, Brasilien und dem Kaukasus be-
ziehen. Die dringende Notwendigkeit, Erzlager unter eigener Flagge zu besitzen, hat bei der Ma-
rokkofrage eine ansehnliche Rolle gespielt. Frankreich und Schweden haben nämlich bereits Export-
zölle auf Erze eingeführt. Einstweilen versuchen nun mit Erfolg unsere Hüttenbesitzer, eigene
Erztelder in Spanien (bei Bilbao), in Frankreich (im Brieygebiet), in Marokko, besonders im Sus,
und ın Brasilien zu erwerben. Damit ist es aber offenbar nicht genug.
Der Verbrauch der ganzen Welt steigt. Man nehme die Vereinigten Staaten von Amerika.
Die gewannen 1850 etwas über eine halbe Million Tonnen Roheisen, und erreichten die erste Million
1864; sıe gelangten zur fünften 1886, zur zehnten 1898, zur zwanzigsten 1905. Mithin ein geradezu
erstreckendes Wachstum, dessen Tempo von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schneller wurde. Gewiss,
es fehlte nicht ganz an Rückschlägen; so brachte das Jahr nach dem ungeheuren Krach, das Jahr
1908 weniger Tonnen, als das voraufgehende: allein der Rückgang wurde schon 1909 wieder ausge-
glichen. Deutschland insbesondere sieht auf eine Steigerung zurück, die kaum je weniger als 7 %,
und im Jahre 1910 sogar 141, % in einem einzigen Jahre betrug. Es ist kein Anzeichen vorhanden,
das ın absehbarer Zeit auf eine dauernde Minderung der Ausbeute hinweisen würde; im Gegenteil'
Fortwährend vergrössern die Hüttenwerke ihren Betrieb, fortwährend nehmen, in Europa, wie ın
Amerika, die Bestellungen zu. Wir werden also füglich schätzen dürfen, dass der Weltverbrauch
am Roheisen, der 1910 beinahe 66 Millionen Tonnen erreichte, im Jahre 1920, oder spätestens 1925
auf 132 Millionen anschwellen wird. Nun wurden aber von dem Stockholmer Kongress, dessen
Ziifern zwar im einzelnen aniechtbar sein mögen, im ganzen jedoch von den Bergwerk-Interessenten
der Erde als massgebend hingenommen werden, die nach bisherigen Methoden verwertbaren Erz-
vorräte der Welt auf insgesamt 12 Milliarden Tonnen in Europa, weniger als zehn Milliarden in
Amerika, und mehr als eine halbe Milliarde in den anderen Erdteilen, zusammen 221, Milliarden
geschätzt. Eine Autorität, Professor Neumann, erklärt daraufhin: ‚Wenn in derselben Steigerung
wie bisher die Eisengewinnung fortschreitet, reichen die benutzbaren Vorräte nur noch für 60 Jahre