Metadata: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

26. April 1877 Dreiundzwanzigstes Kapitel 431 
Sauen. Für eine Sauhatz würde er wieder Mut und Kräfte 
haben.« 
„So erzählt uns — beiläufig nicht recht genau — ein Artikel 
der Kölnischen Zeitung, dessen Verfasser in unmittelbarster Nähe 
des betreffenden Ministers zu suchen sein wird, und der deshalb 
durch den scherzenden und nicht gerade leise ironischen Ton, in dem 
an mehreren Stellen die Hindernisse der Reform behandelt werden, 
um so mehr auffallen muß. Die Deutung des Gleichnisses, die er 
giebt, ist insoweit richtig, als unter dem zu erlegenden Hochwilde 
gewisse Verbesserungen der Zoll= und Steuergesetzgebung und des 
Eisenbahnwesens gemeint waren. Aber der Korrespondent verschwieg 
die eigentliche Moral des Bildes, und wenn es in seiner Darstellung 
hieß: „Sobald Fürst Bismarck imstande sein wird, vollständige und 
motivierte Pläne vorzulegen, die die Kritik bestehen (sic), wird 
es ihm in dieser großen Frage der handelspolitischen Reform unsers 
Erachtens an einer großen und festen Mehrheit im Reichstage nicht 
länger fehlen, und wenn dann ähnliches in betreff der Steuergesetz- 
gebung und des Eisenbahnwesens behauptet wurde, so verschob er 
die thatsächlichen Verhältnisse und Umstände. Es handelt sich nicht 
um Vorlegung von Plänen von seiten des Reichskanzlers, die „die 
Kritike — zunächst natürlich des Ministers, in dessen Ressort sie 
gehören, dann des Reichstages — zzu bestehens hätten. Selbst 
mit solchen Vorschlägen vorzugehen liegt durchaus nicht in der 
Absicht des Reichskanzlers. Er wünscht die angedeuteten Reformen, 
denkt aber nicht daran, seine Wünsche selbst in Pläne umzugestalten 
und als Gesetzentwürfe der Volksvertretung zu unterbreiten. Er 
erwartet, daß seine Kollegen dies übernehmen, er hat ihnen diese 
Erwartung ausgesprochen, und daß der Versuch, sie zu solcher 
Initiative zu veranlassen, erfolglos geblieben ist, gehört, wie uns 
die Post vom 19. April — wir glauben, aus bester Quelle — 
versichert, zu den Gründen, die den Kanzler bewogen, seinen Ab- 
schied zu verlangen. 
„Die eigentliche Moral jenes Jagdbildes lag nach der Post in 
dem, was der Reichskanzler bei der Gelegenheit hinzufügte, und 
das lautete: 
„2 Er könne nur dann im Dienste bleiben, wenn seine Kollegen 
zu den bezeichneten Reformen aus eignem Antriebe und mit eignen
	        
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