86 Die Reichsstadt Augsburg.
über Venedig mit der Levante, sondern auch durch den groß-
artigen Betrieb der Leinwandweberei und durch die ausge-
breiteten Geldgeschäfte, welche die Fugger und Welser nach
allen Orten der Erde hin betrieben, sehr bedeutend gehoben.
Namentlich haben sich die Fugger so hervorgethan, daß der
folgende Abschnitt ganz ihrem Andenken gewidmet werden soll.
Im Jahre 1530 wurde in Augsburg ein Reichstag abge-
halten, bei welchem die evangelischen Fürsten und Stände ihr
Glaubensbekenntniß in deutscher Sprache öffentlich vorlasen
und hierauf dem Kaiser Carl V. in deutscher und lateinischer
Sprache übergaben.
Noch verdienen befonders gerühmt zu werden die beiden
Maler Holbein. Hans Holbein, der Aeltere, der Vater,
geboren zu Augsburg 1450 wurde von seinem Vater, der eben-
falls Maler war, gebildet, und arbeitete zuerst in Augsburg,
dann später in Basel, wo er am neuen Rathhause Beschäftigung
fand. Seine Darstellungen waren meist aus der Passionsge-
schichte und befinden sich in Augsburg, Schleißheim und Frank-
furt am Main. Weit aber wurde er in der Kunst übertroffen
von seinem Sohne Hans Holbein, dem Jüngern, geboren
zu Augsburg 1498. Dieser nimmt als Historien= und als
Portraitmaler nächst Albrecht Dürer und Lucas Kranach in
Deutschland die erste Stelle ein.
Durch Empfehlung von dem gelehrten Erasmus in Basel
fand er zu London die beste Aufnahme, wurde dem Könige
Heinrich VIII. vorgestellt und von diesem beschäftigt und hoch
geehrt. Er starb im Jahre 1554 zu London an der Pest.
Für seine bedeutendsten Werke gelten neben seinen zahlreichen
meisterhaften Porträts eine Madonna, die 18 Bilder aus der
Leidensgeschichte, so wie die Familie des Baseler Bürger-
meisters Meier in Anbetung vor der Maria, welche sich in
Dresden befinden. Seine Gemälde haben das Harte und Eckige
der damaligen deutschen Malerei überwunden, und es ist ihnen
nicht bloß hohe Einfalt und Wahrheit, sondern auch ein
frisches Colorit und edle Formen eigen. Auch seine zahlreichen
Holzschnitte sind ganz ausgezeichnet.