90 Stadt und Stift Kempten.
nodien und große Besitzungen in allen Theilen Europas und
in den beiden Indien.
Die ganze Geschichte von Augsburg ist Jahrhunderte hin-
durch ein sprechender Beweis, daß das Geschlecht der Fugger
für das Beste seiner Mitbürger besorgt war und wahrhaft fürst-
liche Gesinnung in Unterstützung der Künste und Wissenschaften
und der Armen bewies. Selbst nach der Erhebung in den
Grafenstand blieben sie noch unter der Kaufmannsgilde.
Der verhängnißvolle dreißigjährige Krieg., welcher ganz
Deutschland an den Abgrund des Verderbens brachte, vertilgte
auch einen großen Theil des Ruhmes und Glanzes der Fugger.
5) Stadt und Stift Kempten.
Auch Kempten gehört zu den ältesten Städten Deutsch-
lands und war ein bedeutender Waffenplatz der Römer.
In der Mitte des 7. Jahrhunderts war die Gegend ganz ver-
wildert und durch Räuber unsicher. Der h. Glaubensbote
Magnus verwandelte aber die Wildniß in anmuthiges Land,
errichtete dort ein Kirchlein und legte hierdurch den Grund
zu der heutigen Stadt Kempten. In der Nähe dieses Kirch-
leins ließ Hildegarde, die dritte Gemahlin des Kaisers
Carl des Großen ein Kloster errichten, versah es mit ansehn-
lichen Gütern und legte hierdurch den Grund zu der nach-
maligen gefürsteten Abtei Kempten. Nach und nach ver-
mehrte das Stift durch Ankäufe sein Gebiet, wuchs an Reich-
thum und Ansehen und trug hiezu bei, daß die Stadt Kemp-
ten an Umfang und Bedeutung sehr gewann. Später be-
fanden sich die Aebte und Bürger beinahe im fortwährenden
Hader und im 13. Jahrhundert nach dem Aufhören der schwä-
bischen Herzoge kam es so weit, daß die Stadt zur Reichs-
stadt erklärt und hierdurch von dem Stift unabhängig wurde.
Durch den Bauernaufstand hatte die Abtei viel zu leiden;
das Kloster wurde geplündert und fast ganz zerstört. Im
dreißigjährigen Kriege wurde sowohl das Stift, als auch die
Stadt Kempten schwer heimgesucht. Nach erfolgtem Friedens-