Wilibald Pirkheimer. 105
lebte, im Jahre 1470 geboren. Sein Vater ließ ihn nicht nur
in den ritterlichen Künsten, sondern auch in den Wissenschaften
unterrrichten und nahm ihn frühzeitig mit sich auf Reisen. Als
er die nöthige wissenschaftliche Vorbildung erlangt hatte, begab
er sich nach Italien und studirte in Padua die Rechtswissen-
schaft, vernachlässigte aber dabei die alten Dichter und Redner
nicht, zu welchen er ohnehin von Natur eine große Neigung
zeigte. Hierauf begab er sich nach Pavia, wo damals die
tüchtigsten Rechtsgelehrten waren, lebte auch dort ganz den
Studien, lernte das Italienische meisterhaft sprechen und war
seiner anmuthigen Sitten wegen allgemein beliebt. Nicht bloß
in der Rechtswissenschaft, sondern auch in der Mathematik und
Geschichte, ja selbst in der Arzneikunde und Theologie hatte er
Kenntnisse erlangt, als er aus Italien zu seinem Vater, der
seine Aemter aufgegeben hatte und sich nun in Nürnberg auf-
hielt, zürückkehrte. Da er nicht nöthig hatte, um Sold zu
dienen, so entschloß er sich, in stiller Zurückgezogenheit dem
Vaterlande, seinen Freunden und den Wissenschaften zu leben,
vermählte sich mit eines reichen Patriziers Tochter und wurde
darauf in den Senat gewählt. Da zeigten sich denn seine er-
worbenen Kenntnisse und seine Klugheit so glänzend, daß er
bald als Gesandter der Stadt in den wichtigsten Angelegenheiten
an verschiedene Fürsten geschickt wurde und die Aufträge zur
vollsten Zufriedenheit seiner Mitbürger ausführte.
Schon einige Jahre nach seiner Verehelichung brach der
Krieg zwischen dem Kaiser Maximilian und den Schweizern
aus. Zu demselben mußte auch die Reichsstadt Nürnberg ihre
Hülfsmannschaft stellen. Zum Anführer derselben wurde Pirk-
heimer gewählt. Er stellte sich an die Spitze seiner altge-
dienten Soldaten und bewies während des Krieges recht augen-
scheinlich, welch Gewinn aus dem Lesen der Alten fließe; denn
er erprobte sich nicht nur als tapferer Soldat, sondern auch
als väterlich ernster und vorsichtiger Feldherr, der für die
Seinen sorgte, Gefahren abwendete, im Kampfe ermuthigte und
öum Siege führte. Bei dem Kaiser Maximilian erwarb er