Full text: Geschichte Bayerns.

110 Lucas Cranach. 
er hieß eigentlich Sunder, wurde aber nach seinem Geburts- 
orte Cranach genannt. Er wurde in Coburg durch einige 
schöne Thierstücke dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen 
von Sachsen bekannt, der ihn mit an seinen Hof nahm. Bald 
stieg er in der Gunst des Fürsten, der ihm außerordentlich ge- 
wogen war, ihn sehr gern um sich sah, zu seinem Hofmaler 
ernannte und selbst in den Ritterstand erhob. 1509 begab sich 
Cranach in die Niederlande, um sich mit der Manier der 
niederländischen Schule vertraut zu machen; besonders trat er 
mit Lucas von Leyden in nähere Verbindung. 
Nach seiner Rückkehr begab er sich wieder nach Witten- 
berg, wo er 1519 zum Senator, 1537 aber zum Bürgermeister 
ernannt wurde. Schmerzlich berührte ihn der Tod seiner 
Gönner, des Kurfürsten Friedrich des Weisen (1525) 
und Johannes des Beständigen (1532.) 
Die unglückliche Schlacht bei Mühlberg (1547) beraubte 
ihn seines letzten Freundes, des Kurfürsten Johann Frie- 
drich, der in derselben in Gefangenschaft gerathen war. Nach 
dieser unglücklichen Schlacht ließ Kaiser Carl V. unsern Cra- 
nach ins Lager bringen, da er sich erinnert hatte, daß dieser 
ihn einst, da er selbst noch ein Kind war, gemalt habe. „Wie 
alt war ich, als du mich maltest?“ fragte der Kaiser. „Ew. 
Majestät,“ autwortete der edle Mann, „zählten acht Jahre. 
Es gelang mir nicht, Ew. Majestät zum Stillsitzen zu bringen, 
als bis Dero Hofmeister verschiedene Waffen an die Wand 
hängen ließ; während Dieselben die kriegerischen Instrumente 
mit unverwandten Augen betrachteten, hatte ich Zeit, Ihr Bild 
zu entwerfen.“ „Bitte dir eine Gnade von mir aus, Maler!“ 
sagte der Kaiser. Cranach vergaß jeden Wunsch und jede 
Bitte für sich selbst; er warf sich demüthig zu den Füßen des 
Kaisers, und mit Thränen in den Augen bat er um die Frei- 
heit seines Kurfürsten. — So handelt ein frommer und treuer 
Unterthan. — Der Kaiser wurde durch diese Bitte tief gerührt; 
er wies indessen doch dieselbe mit den Worten ab: „Du bist 
ein braver Mann; aber lieber hätte ich doch, wenn du um 
etwas Anderes gebeten hättest.“ Lucas begab sich einige Jahre
	        
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