Max Emanuel. Der spanische Erbfolgekrieg. 119
Regen von Kugeln und Pfeilen, von Steinen und Wasser-
güssen, von Pech und Schwefel wurde auf die Stürmenden
herabgeschleudert. Max Emanuel war stets voran, obwohl
durch einen Pfeil unter dem Auge und durch eine Lanze in
die Schulter verwundet. Als die Bayern die erste Bresche (eine
durch Geschützfeuer bewirkte Oeffnung in den feindlichen Mauern,
um zu stürmen) erstiegen hatten, bildete ein zweiter tiefer Gra-
ben mit Mauern und Pfählen ein neues Hinderniß. Da rief
Max Emanuel: „Bayern, mir nach!“ und sprang hinab.
Begeistert folgten ihm 5 Regimenter nach. Todesschrecken er-
griff die Türken, und nach zwei Stunden war Belgrad erobert.
Der Verlust der Türken war sehr groß. Unter den Kriegsge-
fangenen war auch ein türkischer Pascha. Dieser fiel dem Kur-
fürsten Max Emanuel zu Füßen und bat, der Kurfürst
möchte ihn nicht einem Ungarn, sondern einem Deutschen als
Sclaven überlassen. Maximilian antwortete: „Es ist nicht
unser Brauch, die Gefangenen so barbarisch zu behandeln, wie
ihr zu thun pflegt, und wie ihr es daher auch billig verdientet.
Wir werden dich zum Kaiser schicken.“
Die Türken, die seine kräftige Faust gefühlt haben, nannten
ihn den „blauen König.“
Im Jahre 1690 zog Max Emannel an der Spitze
seiner Bayern und anderer Hülfsvölker nach Italien zur Ret-
tung Savoyens aus französischer Gewaltthätigkeit. Mailand
und Turin bewunderten Maximilian Emanuels Pracht
und Güte, die Soldaten am Po sein heldenhaftes Verachten
der Gefahren. Er belagerte die Festung Carmagnola. Der
französische Befehlshaber darin ließ bei Maximilian fragen,
wo sein Zelt sei, um es mit seinen Kugeln verschonen zu
können. Ritterhaft erwiderte Maximilian diese Höflichkeit
mit den Worten: „Ueberall im Lager.“
#) Der spanische SiErbfolgekrieg während Max Emanuels
Regierung, 1701
Zu Anfang des 18. Fapniunsenl - Max Ema-
nuel in den spanischen Erbfolgekrieg verwickelt. Dies ging
so zu: Der König von Spanien, Carl II., hatte keine Nach-