Kurfürst Maximilian III., der Gute. 125
Leider entging auch er, der das Beste seines Volkes mit
redlichstem Herzen wollte, dem Truge der Schmeichelei nicht.
In den Jahren 1770 und 1771 hatten Mißwachs, Habsucht
und Wucher eine große Theuerung verursacht, und das arme
Volk litt ungemein. Der Kurfürst hörte wohl im Allgemeinen
von den harten Zeiten, sah selbst, wie man sich an den Bäcker-
läden um Brod schlug, erhielt aber bei seiner Nachfrage über
den Zustand der Dinge jedesmal die Versicherung, bereits sei
dem Mangel abgeholfen. Als er aber an einem Sonntage aus
der Kirche in die Burg zurückkehrte, umgab den Wagen ein
Haufen hungriger Leute und schrie mit erhobenen Händen:
„Hülfe, gnädigster Herr! Brod! Brod! Wir müssen Hunger
sterben!“ Er gab ihnen Geld und befahl dann, die Getreide-
kästen zu öffnen. Aber da war kein Getreide aufgespeichert
und kein Geld in den Kassen. Wie erschrack er! „Dem Volke
muß geholfen werden!“ rief er in schmerzlicher Bewegung.
„Ich will mit Freuden das Meine hingeben; nur das Elend
meines Volkes kann ich nicht sehen.“ Sogleich nahm er
700,000 fl. in Holland auf, ließ dafür Getreide ankaufen und
unter die Armen unentgeldlich vertheilen; es mußte auf seinen
Befehl viel Wild aus den fürstlichen Forsten geschossen und
das Pfund Fleisch für 3 kr. an die Armen abgegeben werden.
— So bäterlich sorgte er für seine Landeskinder.
Im Jahre 1777 bekam er die Kinderpocken und lag schwer
erkrankt darnieder. So weit im Bayernlande die Kunde hie-
von drang, war ein Schmerz, als wenn in jedem Hause ein
Vater darnieder läge. Als man die Nähe seines Todes er-
fuhr, da waren die Straßen und Plätze Münchens mit Wim-
mernden erfüllt, die auf den Knieen lagen und händeringend mit
nassen Augen um die Genesung ihres guten Herrn zum Him-
mel flehten. Das war am 30. December 1777, am Todestage
des Vielgeliebten. (S. Fürstenbilder Nr. 12.)
Er fühlte die Nähe seines Todes; er nahm Abschied von
seiner Gemahlin und seufzte noch mit sterbender Lippe: „Lebe
wohl, ewig wohl, Liebe! — Du mein schönes Land, ihr meine