Die Kurfürsten Carl Ludwig und Carl. 131
heran, wurde durch Leiden und Unglücksfälle aller Art ge-
läutert, und bewies nicht bloß auf der hohen Schule zu Ley-
den, die er besuchte, sondern sein ganzes Leben hindurch eine
große Liebe zu den Wissenschaften. Während Unglück auf Un-
glück seine Eltern verfolgte, widmete er sich eifrig der Mathe-
matik und Geschichte, so wie der Staatswissenschaft; ja selbst.
die in jener Zeit verworrene Rechtsgelehrsamkeit und die Schul-
zänkereien der Theologen schreckten seine Wißbegierde nicht.
Er hielt sich später eine Zeit lang am englischen Hofe
auf; denn der Bruder seiner Mutter Carl I. war König von
England. Von Carl I. unterstützt, wollte er sein Erbe mit
den Waffen wieder erringen; allein mit Mühe entging er nur
der Gefangenschaft. Er hielt sich hierauf wieder längere Zeit
in Holland auf, reisete nochmals nach England, erhielt von
seinem Oheim dort wieder bedeutende Summen, um ein Heer
sammeln und mit diesem sein Erbe wieder erobern zu können;
allein auf seiner Reise durch Frankreich an den Oberrhein wurde
er gefangen genommen und beinahe ein ganzes Jahr unter
strenger Aufsicht gehalten. Erst im westphälischen Friedensschluß
wurde ihm die Rheinpfalz wieder zuerkannt; erst im Jahr 1652
konnte er als Kurfürst einziehen.
Der Willkommen seiner treuen Unterthanen, auf deren
Antlitz Jammer und die Drangsale so vieler Jahre ausgeprägt
waren, und die den angestammten Fürsten jetzt mit Freuden-
thränen begrüßten, war erschütternd. Sein eifrigstes Streben
ging dahin, die zerstörten Städte wieder herzustellen, das ver-
ödete Land zu bevölkern und den alten Wohlstand nach und
nach wieder herzustellen. Er erhob in den ersten Jahren seiner
Regierung nur geringe Abgaben und suchte seine Unterthanen
vorzüglich durch sein eigenes Beispiel, durch den Anblick eines
sparsamen, geregelten Hofhaltes zur Ordnung und zum Fleiße
zu gewöhnen. Die verscheuchten Einwohner rief er in ihre
Heimath zurück und erließ Jedem, der ein verfallenes Haus
wieder herstellte, oder ein neues erbaute, auf mehrere Jahre
die Abgaben. Er stellte die Universität Heidelberg wieder her
und förderte Bildung.
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