Full text: Geschichte Bayerns.

Philipp Wilhelm, Joh. Wilhelm u. Carl Philipp, Kurfürsten am Rhein. 133 
muthwillig zum Hohne und Verderben Deutschlands einen 
Krieg begann. Die Veranlassung hiezu war folgende: Die 
einzige Schwester des verstorbenen Kurfürsten Carls war mit 
dem Herzog Philipp von Orleans, dem Bruder des frau- 
zösischen Königs vermählt, entsagte aber vor ihrer Vermählung 
allen Ansprüchen auf die Länder, über welche ihr Vater re- 
gierte. König Ludwig XIV. verlangte aber nun für seinen 
Bruder, den Herzog Philipp von Orleaus, die Länder des 
in männlicher Linie ausgestorbenen simmerischen Hauses. Da 
diesem ungerechten Verlangen nicht entsprochen wurde, so rückten 
die Franzosen im Jahre 1688 abermals mit einem starken 
Heere über die Vogesen. Frankenthal, Grünstadt, Dürkheim. 
und andere Orte wurden gräulich verwüstet, die Weinberge 
und Aecker gänzlich verderbt; mit der Stadt Speyer würde 
aber am grausamsten verfahren. In der Woche vor Pfingsten 
1689 wurde auf einmal bekannt gemacht: Alle Bewohner der 
Stadt müssen binnen sechs Tagen mit Weib und Kind, mit 
Sack und Pack ausziehen; denn Speyer müsse niedergebrannt 
werden. Der Stadtmagistrat, die Geistlichkeit, mehrere hun- 
dert Frauen mit ihren Kindern auf den Armen und an der 
Hand baten den französischen General fußfällig um Schonung. 
Es war ein herzzerreißender Anblick! Doch die französischen 
Offiziere blieben ungerührt. Ohne alles Erbarmen mußten 
die Speyerer ihre Wohnungen verlassen! Hierauf fielen die 
Soldaten in die leerstehenden Häuser, durchsuchten Alles und 
machten reiche Beute. Dann schlichen 24 Mordbrenner in 
allen Stadtwinkeln umher und legten in den Häusern Feuer 
an. Die Flammen brachen nach und nach allenthalben mächtig 
hervor und schlugen himmelhoch empor. Ein glühender Feuer- 
brand, den der Wind durch die Luft geschleudert hatte, fiel in 
die Domkuppel, und in kurzer Zeit stand auch der ehrwürdige 
Dom in hellen Flammen. Und so sah man nach zwei Tagen 
nur noch dampfende Trümmer, wo vor zwei Tagen noch eine 
blühende Stadt stand! — Auch die Stadt Mannheim wurde 
beinahe in einen Schutthaufen verwandelt. Vom Januar bis 
Angust dauerten die furchtbarsten Mißhandlungen der Ein-
	        
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