Full text: Geschichte Bayerns.

August Graf von Platen. 185 
Sein Fleiß war angestrengt und ausdauernd. Im October 
1819 bezog er die Universität Erlangen; ein Jahr später kam 
Schelling dort an, und Platen wurde von nun an einer 
seiner begeistertsten Zuhörer. Ein Verhältniß zutraulicher An- 
hänglichkeit knüpfte den Schüler an den Lehrer, welcher seines 
Theils dem jungen Dichter Antrieb und Zügel zugleich war. 
Schellings geistreiche Vorträge hielten ihn bis 1826 fest; 
doch machte er während dieser Zeit mehrere Reisen durch Deutsch- 
land und die Schweiz, ja 1824 selbst nach Venedig. Er über- 
schritt jedoch dort die Zeit seines Urlaubs als Lieutenant und 
mußte dies bei seiner Heimkehr mit einem mehrwöchentlichen 
strengen Arrest büßen. Selbst während dieser gezwungenen 
Muße blieb sein poctischer Genius thätig. 
Im Jahre 1826 trat Platen von Erlangen aus wieder- 
holt eine Reise nach Italien an, wozu ihm König Ludwig 
den erbetenen Urlaub bewilligte. Platen war von nun an 
allen unmittelbaren Einflüssen Anderer entrückt; die Eigen- 
thümlichkeit seiner Poesie konnte sich nun unverkümmert, sein 
Charakter frei entwickeln. Die Zeit seines Aufenthalts in 
Italien war in Bezug auf seine poetischen Leistungen eine sehr 
fruchtbare, und viele dieser Poesien stehen auf einer hohen 
Stufe der Vollendung. 
Im Jahre 1828 wurde er Mitglied der königl. Akademie 
der Wissenschaften zu München; dieser Gnade des Königs 
Ludwig von Bayern verdankte er eine hinreichende Crxistenz. 
Im Jahre 1832 kam der Dichter, um eine letzte Pflicht 
zu erfüllen, nach Deutschland zurück; sein Vater war gestorben. 
Schon das Jahr daranf ging er aber wieder nach Venedig. 
Nachdem er sein Vaterland noch einmal gesehen hatte, durch- 
reisete er von Neuem Italien und wohnte zuletzt in Syrakus, 
wo er 1835 in der Blüthe seiner Jahre starb. 
Er war ein Meister der Form und ein sehr talentvoller 
Dichter, überschätzte jedoch seinen Werth und wurde absprechend, 
weßhalb er von einigen Seiten derb angegriffen wurde. Seine 
Gedichte sind trefflich; es zeigt sich in denselben bei kunstreicher 
Versbildung großer Gedankenreichthum; der Strom seiner
	        
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