16 Carl der Große.
pfalz, Tyrol, Oesterreich, Kärnthen, Steiermark und Krain
gehörte, zu einer fränkischen Provinz machte, wurde am Hofe
seines thatkräftigen Vaters Pipin erzogen, und in der Schule
der Erfahrung in den weisen Berathüngen der Großen seines
künftigen Reiches und in den Mühen des Krieges zum Regenten
gebildet. Nach dem Tode seines Vaters, wurde Carl als
König gekrönt. Seine Talente als Krieger, die Unerschütter-
lichkeit seines Charakters und die Klugheit, die er damit ver-
band, bereiteten ihm den großen Ruhm, welchen er erlangte.
Er breitete seine Herrschaft beinahe über ganz Deutschland,
Oberitalien, die heutige Schweiz, die Niederlande, den west-
lichen Theil von Ungarn und einen Theil von Spanien aus.
Unter den vielen Kriegen, die er gegen verschiedene Völker
führte., war keiner blutiger, als der gegen die Sachsen. Sie
kamen aus ihren Wohnsitzen an der Elbe und der Oder nicht
selten in das fränkische Gebiet und richteten sogar in der Nähe
von Aachen, wo Carl der Große sich gewöhnlich auphielt, die
schrecklichste Verwüstung an. Solche Schmach duldete er nicht.
Er beschloß um so mehr einen Krieg gegen dieselben, weil er
meinte, es würde ihm hiebei gelingen, sie vom Heidenthume zu
bekehren. Es ging dies aber nicht so schnell, als er vielleicht
dachte. Sie wehrten sich nicht bloß sehr tapfer, sondern empörten
sich auch, nachdem sie besiegt waren, mehrere Male gegen ihn.
Erst nach 30 Jahren gelang es ihm, sie gänzlich zu unter-
werfen und durch das Christenthum zu einem gesitteteren Volke
zu machen. ·
Man sollte glauben, der große Carl hätte wegen seiner
fortwährenden Kriege sich um die Verwaltung seines Reiches
wenig bekümmern können. Das that er aber doch auch, und
„oben deßhalb heißt er der Große. Er scheute keine Kosten,
um jeder Kirche seines Reiches die Mittel zur würdigen Ab-
haltung des Gottesdienstes zu verschaffen, sorgte für tüchtige
Geistliche, ließ Sänger aus Italien kommen und wendete Alles
an, daß unsere Voreltern geschickt gemacht würden, den Gottes-
dienst durch angemessenen Gesang zu verschönern.