Carl der Große und seine Nachfolger aus seinem Geschlechte. 17
Wie für das Wohl der Kirche, so war Carl der Große
auch für das Aufblühen der Schulen bedacht. An vielen
Orten ließ er solche errichten; er besuchte dieselben selbst und
bewies den Fleißigen seine Zufriedenheit.
Er munterte seine Unterthanen zur fleißigen Bebauung
ihrer Felder auf, sorgte für Hebung der Gewerbe und des
Handels, und hatte deßhalh auch die Absicht, mittels des Main-
flusses die Donau und den Rhein zu verbinden, um so eine
Handelsstraße durch ganz Europa vom schwarzen Meere bis
zur Nordsee herzustellen. Der Bau dieses Kanals wurde auch
wirklich begonnen; derselbe war schon bis zu einer Länge von
10,000 Fuß geführt und hatte eine Breite von 300 Fuß;z der
Versuch scheiterte jedoch an den geringen Erfahrungen der da-
maligen Zeit.
Carl war in Sprache, Gesinnung, Kleidung und Lebens-
weise ein Deutscher, ließ die deutsche Sprache nach den Regeln
der Grammatik bilden und eine Sammlung deutscher Volks-
und Heldenlieder veranstalten und trug sehr viel dazu bei, daß
die Mißachtung deutscher Dichtung verschwand. Ein Mönch
in Wessobrunn verfaßte zu den Zeiten Carls des Großen das
„Wessobrunner Gebet“ in altdeutschen Versen, das älteste Denk-
mal christlicher Dichtung.
Er ließ zwar jedem Volke, über welches er herrschte, die
demselben heimischen Gesetze, schuf aber, wo es an solchen
fehlte, oder wo sie nicht ausreichten, neue, und steht mit einem
Worte als Regent eines so großen Reiches fast unübertrefflich da.
Eben so genau, als sich Carl um das Ganze seines weiten
Reiches bekümmerte, so genau nahm er es mit der Erziehung
seiner Kinder; eben so genau achtete er auf die kleinsten Dinge
seines Hauswesens. Seine Söhne und Töchter ließ er unter
seiner Aufsicht in allem für sie Wissensnöthigen unterrichten.
Die Söhne mußten ihn, wo er auch hinzog, begleiten, sich in
den Waffen üben, mit ihm zu Felde ziehen. Seine Töchter
wurden zu fortwährender Thätigkeit angehalten und mußten
selbst fleißig Wolle und Flachs spinnen und weben. Er selbst,
der. Kaiser, trug gewöhnlich keine andern Kleider, als solche,
Heinisch G. F., Geschichte Bayerns. 2. Aufl. 2