Otto von Wittelsbach, der Große. 41 
schlecht der Wittelsbacher theilt mit dem bayeri- 
schen Volke bis jetzt Freud und Leid und ist von 
der Vorsehung ausersehen, die Schicksale des 
treuen bayerischen Volkes schon seit vielen Jahr- 
hunderten zu lenken. Ruhm und freudiges Erheben des 
Einen ist zugleich der Glanz und das Glück des Andern. 
Otto, der Große, geboren 1120, hatte vorzügliche 
Geistesbildung, einen edlen Charakter und einen unerschrockenen 
Heldenmuth. Von letzterem hatte er, schon ehe er Herzog 
über Bayern wurde, besondere Beweise gegeben. 
Im Jahre 1147 schloß er sich an die Kreuzfahrer an, die 
unter der Anführung des Kaisers Konrad nach dem Morgen- 
lande zur Bekämpfung der Türken zogen, aber nach den müh- 
seligsten Anstrengungen den Feinden erlagen, so daß nur 
wenige nach Deutschland zurückkamen. Unter diesen Glücklichen 
war auch Otto, der bald darauf als der treueste und tapferste 
Anhänger des Kaisers (Friedrich I.) erscheint und sich vorzüg- 
lich im Kampfe für diesen gegen die übermächtigen Städte 
Oberitaliens, besonders gegen Mailand hervorthat. Wo irgend 
ein Ueberfall, ein Sturm, eine gefahrvolle That zum Ruhme 
und zur Rettung der Deutschen ausgeführt wurde: da stand 
Otto an der Spitze der Unternehmung; vor allen aber wichtig 
und rühmlich war seine That bei Verona. 
Er begleitete nämlich den damaligen Kaiser (Friedrich I.) 
auf einem Zug von Italien nach Deutschland. Ein Edelmann 
von Verona in Oberitalien, Namens Alberich, hatte mit 
500 Kriegsknechten und Rittern den Engpaß der Bernerklause 
besetzt, welcher aus Italien nach Tyrol führt, und verschloß 
dadurch den Deutschen den Weg. Auf der einen Seite rauschte 
im Thale die Etsch; auf der andern thürmten sich schroffe Berg- 
wände, und oben lagen große Felsentrümmer bereit, um Mann 
und Roß zu zerschmettern, wenn nicht Harnisch und Pferd an 
Alberich gegeben würden. — Der Kaiser, hierüber sehr auf- 
gebracht und zugleich nicht wenig verlegen, wie er sich ohne 
Schimpf aus dieser drohenden Gefahr retten könnte, blickte auf 
seine um ihn her stehenden Gefährten, welche ihn mit gleicher