Full text: Geschichte Bayerns.

Die Herzoge Ludwig II., auch der Strenge und Heinrich XIII. 45 
schuldig der Inhalt desselben auch war, so wurde das Gemüth 
des Herzogs doch so von Zorn und Argwohn ergriffen, daß er 
in blinder Wuth den Boten auf der Stelle ermordete. Nun 
jagt er eilends racheschnaubend nach Donauwörth. Dort an- 
gekommen, tritt ihm ehrerbiettg aus den Pforten der hohen 
Burg der Schloßvogt entgegen. Mit gezucktem Dolche stößt er 
ihn zu Boden. Auf der Burg selbst angelangt, begrüßt ihn 
ein Edelfräulein von der Pfalzgräfin. Auch sie wird von ihm 
mit dem Dolche durchbohrt. Vier andere Jungfrauen stürzt er 
von einem Thurme des Schlosses herab. Geschrei des Ent- 
setzens füllt die Hallen der Burg! — Er hat noch nicht voll- 
endet. Einem Knechte geschieht Befehl, die Pfalzgräfin hinaus- 
zuführen und zu enthaupten. Umsonst ist der stumme Jammer 
der Fürstin. Es fiel ihr Haupt! 
Nach befriedigter Rachlust kehrte seine Besonnenheit zurück. 
Er vernahm nun durch unverwerfliche Zeugen die Unschuld 
seiner Gemahlin. Es läßt sich wohl denken, welch grenzen- 
loser Schmerz ihn nun folterte. Er vergoß unzählige Thränen 
der Reue; seine Haare wurden ihm vor Kummer und Reue 
in einer einzigen Nacht grau, und in seinem ganzen Leben war 
es ihm nicht möglich, das schmerzliche Andenken an diese That 
in seiner Seele zu vertilgen. Er erbauete, um seine Schuld 
zu sühnen, das Kloster Fürstenfeld bei München und legte sich 
manche strenge Bußwerke auf, überwältigte von dieser Zeit an 
seine große Neigung zum Jähzorn und lebte fromm und gottes- 
fürchtig, konnte aber durch dieses Alles die Todten nicht wieder 
in das Leben zurückrufen. 
Der Aufenthalt in Donauwörth war ihm von der Zeit 
an, als er obige That verübte, verhaßt, und er wählte Mün- 
chen zum bleibenden Wohnsitze, welches dadurch an Größe, 
Menschenmenge und an Bedeutung für Bayern zunahm. 
Mit seinem Bruder Heinrich, Herzog von Niederbayern 
lebte er lange in Frieden und Eintracht; als aber im Jahre 
1273 ein neuer Kaiser gewählt wurde, da stimmte Ludwig, 
der Strenge, gegen den Willen seines Bruders Heinrich für
	        
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