Einiges aus dem Leben Ludwigs, des Bayern, u. Friedrichs v. Oesterreich. 49
großmüthigen Fürsten, wie man gegen seine Feinde handeln
müsse. Er besuchte Friedrichen öfters, sprach mit ihm Worte
der Versöhnung und behandelte ihn, wie seinen Freund; ja er
bot dem Erstaunten zuletzt selbst die Befreiung an ohne alles
Lösegeld bloß gegen die Entsagung der deutschen Krone. Fried-
rich entsagte allen Ansprüchen auf das Reich, versprach, seinen
Bruder zur Huldigung zu bewegen und sich mit Ludwig gegen
alle Reichsfeinde zu verbinden, bekräftigte sein Versprechen mit
einem Eide und fügte noch bei, daß er, falls er sein Verspre-
chen nicht zu erfüllen im Stande sein würde, sich vor Lud-
wig wieder als Gefangener stellen wolle.
Ludwig schenkte ihm nun nach dreijähriger Gefangen-
schaft die Freiheit und Friedrich kehrte nach Wien zurück.
Da es ihm aber nicht möglich war, sein Versprechen zu halten,
so stellte er sich in München vor Ludwig als Gefangener
wieder. Ludwig umarmte ihn gerührt, hielt ihn von nun an
als seinen treuesten Freund, lebte mit ihm im innigsten Ver-
hältnisse, übertrug ihm sogar in seiner Abwesenheit die Regie-
rung und Beide besorgten gemeinschaftlich das Wohl des Reichs,
bis Friedrich im Jahre 1330 starb.
Kaiser Ludwig mußte, um sich in seiner Würde zu be-
haupten, fast fortwährend mit mächtigen Feinden kämpfen, zu
denen sich auch der päpstliche Hof gesellte; ja Papst Johann
XXII. erließ von Avignon aus sogar den Baunfluch gegen
Ludwig, den Bayer, weil letzterer unterlassen hatte, sich
vom Papste in seiner Würde bestätigen zu lassen, und weil
der Papst die Absicht hatte, die römische Kaiserkrone an die
Könige von Frankreich zu bringen. Hierdurch entstand nun
ein Kampf Ludwigs mit dem Papste, der dem Kaiser manches
Ungemach zuzog, in welchem er aber die Größe seines Geistes
in voller Kraft zeigte. Er veranstaltete im Jahre 1327 einen
Zug nach Italien in der Absicht, den Ghibellinen, welche im
Kampfe mit den Welfen lagen, zu helfen, und um sich hiebei die
lombardische und römische Krone zu holen. Im Januar 1328 zoger
mit seiner Gemahlin in Rom ein und ließ sich dort von 2 Bischöfen,
die die Stelle des Papstes vertraten, zum römischen Kaiser krönen.
Heinisch, G. F., Geschichte Bayerns. 2. Aufl. 4