54 Ludwig der Reiche. — Christoph, Herzog Lvon München.
wig ein heiteres, frommes Gemüth und kindliche Ehrfurcht
gegen den alten Vater. Als ihm einige riethen, nach Wien
zu seinem Oheim, dem Erzherzoge Albrecht, zu entfliehen, sagte
er: „Das sei ferne, daß ich meinen Vater je verlasse. Möchte
ich ihn doch nicht mit einem Blicke, viel weniger durch eine
That kränken.“ Seine Herrschaft begann mit dem Befehle,
alle Armen von Landshut am Tage des Antritts seiner Re-
gierung auf seine Kosten zu speisen. Darauf widmete er seine
Sorgfalt sogleich dem ganzen Lande. Wucherer und Spieler
strafte er strenge, hielt auf gute Zucht und Sitten, beförderte
allenthalben die Landescultur, reinigte Felder und Wälder von
der verderblichen Menge des Hochwildes und milderte die Be-
schwerden des Landes.
Durch weise Sparsamkeit wuchsen die vom Vater hinter-
lassenen Schätze noch mehr, aber auch die Liebe des Volkes
durch seine Milde und Freundlichkeit. Sechs Jahre lang ver-
waltete er in Frieden unter weisen Verordnungen seinen blühen-
den Staat, und sein Land blühete als eines der gesegnetsten in
den deutschen Gauen. Da er es aber unternahm, die Stadt
Donauwörth, welche nicht lange dem Reiche übergeben war,
wieder an sein Land zu bringen, so entstand Krieg gegen das
Reich und den Kaiser. Denselben endete der glorreiche Sieg
bei Giengen in Schwaben im Jahre 1462, den Ludwig
erfocht. Das Jahr darauf wurde Frieden geschlossen; Ludwig
mußte aber Donauwörth dem Reiche zurückstellen. Von nun an
pflegte Ludwig wieder des Friedens, geliebt und geehrt von
seinen Unterthanen.
Um sich selbst ein rühmliches Andenken durch ein herr-
liches und dem ganzen bayerischen Volke nützliches Werk zu grün-
den, stiftete er im Jahre 1472 die Universität Ingolstadt,
versah sie mit reichen Einkünften, gab ihr nach dem Muster der
Universitäten Prag und Wien Gesetze und Freiheiten und den
Lehrern stattliche Vorzüge und Ehren, und förderte, so viel in
jener Zeit möglich war, das Gedeihen seiner neuen Schöpfung.
Sein einziger Sohn Georg brachte die Jahre seiner
ersten Kindheit in Burghausen zu, später hatte ihn der Vater