Full text: Geschichte Bayerns.

Pfalzgraf Johann in der Oberpfalz. 65 
ist wahr, und den beiden Jungfrauen ist ihr rechtmäßiges väter- 
liches Erbe ohne alle Ursache genommen worden; mit demselben 
wären sie wohl verheirathet und versorgt worden: aber nun 
haben sie nichts mehr, und es muß die eine nach Regensburg 
laufen, die andere nach Nürnberg, und wenn sie ein sündliches 
Werk vollbringen, so ist Herzog Johannes Ursache hievon.“ 
Der Herzog ging in sich und entgegnete nach einer Weile dar- 
auf: „Fürwahr, die göttliche Gerechtigkeit ist in deinem Munde, 
und die Wahrheit und Milde geht vor der Gerechtigkeit,“ und 
er gab den beiden Jungfrauen ihr Erbgut wieder. Zehnfach 
suchte er immer zu vergüten, wenn ihn sein heftiges Gemüth 
zu einer raschen, ungeziemenden That hingerissen hatte. 
Schon vor ihm entstand eine Kirchenspaltung, die auch 
während seines Waltens fortdauerte. Es herrschten damals 
drei Päbste zu gleicher Zeit und verfolgten einander. Dazu 
kam noch, daß Johann Huß aus Böhmen auftrat und Lehren 
vortrug, die mit den Grundsätzen der katholischen Kirche nicht 
mehr übereinstimmten. Da berief der Kaiser Sigismund 
eine Kirchenversammlung nach Constanz, damit die Einheit 
der Kirche wieder hergestellt würde. Auf dieser Versammlung 
wurde Johann Huß im Jahre 1415 als Ketzer mit seinem 
Freunde Hieronymus von Prag verbrannt. Kaum war die 
Nachricht von dem Tode des Johann Huß in Böhmen ver- 
breitet, als seine Anhänger im Zorne und im Glauben, ihr 
Meister sei nur aus Haß und Eifersucht dem Feuertode preis- 
gegeben worden, sich in großen Schaaren sammelten, und mit 
dem Kelche, als ihrem Feldzeichen, zuerst gegen ihre Feinde 
in Böhmen zogen, dann in die deutschen Länder eindrangen 
und da raubten, brannten und mordeten und allenthalben große 
Furcht verbreiteten. 
In dieser gefahrvollen Zeit wurde auch Bayern und die 
Oberpfalz zuweilen von den gefürchteten Hussiten heimgesucht, 
und Pfalzgraf Johann erfocht einige Siege über die Feinde 
und ermuthigte dadurch zum Kampfe. 
Heinisch, G. F., Geschichte Bayerns. 2. Aufl. 5
	        
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