Full text: Geschichte Bayerns.

70 Johannes Thurnmayer, genannt Aventin, unter Herzog Wilhelm IV. 
beliebten Förderer der classischen Studien, der die Jugend in 
den Geist des griechischen und römischen Alterthums einführte. 
Später wurde er als Erzicher der bayerischen herzoglichen Prin- 
zen Ludwig und Ernst gerufen. Im Jahre 1515 durchreiste 
er mit dem Herzoge Ernst Italien, wo er seine vielen Kennt- 
nisse noch viel bereicherte und in dem Fürsten eine dauernde 
Liebe für die Wissenschaften weckte. 
Als die Herzoge erwachsen waren, erhielt er zu seinem 
Unterhalte von ihnen jährlich 100 fl. und andere reiche Ge- 
schenke. Da er aber die übrige Zeit seines Lebens nicht im 
Müßiggange zubringen wollte, so begann er eine bayerische 
Geschichte zu schreiben. Die Herzoge förderten sein schönes 
Unternehmen und versahen ihn mit Empfehlungsschreiben, daß 
man ihn die alten Bücher, Urkunden und Schriften einsehen 
und abschreiben und für seinen Zweck benützen lasse. Hierauf 
durchzog er Bayern, durchsuchte Klöster, Stifter und Bücher- 
kammern, besichtigte Säulen, Bildnisse, alte Münzen und 
Steine, Gräber und Kirchen, und verfaßte dann die Jahres- 
geschichten Bayerns. Dieses Werk war jedoch nach der Sitte 
der damaligen Zeit in lateinischer Sprache verfaßt; weil aber 
die bayerischen Fürsten dasselbe auch unter das Volk bringen 
wollten, so arbeitete er es ganz um in das Deutsche und schrieb 
es in einer solchen klaren, kräftigen Sprache nieder, daß es 
nachmals vom Volke und von allen Gebildeten mit Vergnügen 
gelesen wurde. 
Er zeigte überall seine christliche, seine deutsche Gesinnung 
und eiferte gegen die Gebrechen seiner Zeit, wodurch er natür- 
lich den heftigen Groll gar Vieler auf sich zog. Alle wahrhaft 
Edlen waren ihm jedoch gewogen, und beinahe alle die be- 
rühmten Männer seines Zeitalters in Deutschland standen mit 
ihm persönlich over durch schriftliche Mittheilung in freundlicher 
Beziehung. Die Herzoge von Bayern, denen er sein Werk 
widmete, schätzten ihn besonders, eben so andere Fürsten. Allein 
selbst die Gunst dieser Männer schützte ihn nicht vor Verfolgung. 
Herzog Wilhelm von Bayern, der Bruder Ludwigs und Ernsts, 
wurde gewonnen, ihn verhaften zu lassen, und nur auf dringende
	        
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