72 Herzog Wilhelm V. Maximilian I. Der dreißigjährige Krieg.
e) Herzog Wilhelm V.
Dem Herzog Albert folgte sein Sohn Wilhelm V. in
der Regierung über Bayern. Sein Aeußeres war mit einem
gewissen. würdevollen Ernste umgeben, der allen seinen Um-
gebungen Ehrfurcht einflößte. Seine Unterthanen liebte er, wie
ein Vater seine Kinder, und genoß auch einer kindlichen Liebe
von ihnen. Jede seiner Handlungen zeugte von Religiosität.
Wegen seiner Frömmigkeit erhielt er auch den ehrenden Bei-
namen der „Frommec.“ Er half und tröstete, wo er nur
konnte; ja er suchte selbst die Armuth in der Hütte auf, um
sie zu erquicken. ·
Da er sich nach der Abgeschiedenheit von der Welt sehnte,
so entsagte er im Jahre 1598 der Regierung und übergab sie
seinem ältesten Sohne Maximilian I., dessen Einsicht und
Kraft zur Staatsführung er erkannte. Von da an lebte er
noch 28 Jahre zurückgezogen nur den Werken ver Frömmigkeit
und Wohlthätigkeit. Alltäglich speisete und tränkte er zwölf
Arme, die Zahl der heiligen zwölf Boten; alljährlich kleidete
er 72 Männer und eben so viele Weiber nach der Zahl der
Jünger des Herrn. (Siehe Fürstenbilder Nr. 7.)
e) Maximilian I.
aa) Der dreißigjährige Krieg.
Maximilian I., der 1598 die Regierung über Bayern
aus den Händen seines Vaters Wilhelm V. übernahm, war mit
den besten Geistes= und Herzensgaben ausgerüstet und hatte
sich auf Reisen und durch strenges Studium gebildet.
Als er mit 25 Jahren auf Bayerns Thron hinan ge-
hoben wurde, da schien sein Loos beneidenswerth. Mit jugend-
lichem Feuer und eisernem Fleiße betrieb er die Geschäfte der
Regierung; streng arbeitete er Tag und Nacht; keine Bittschrift
blieb länger als 24 Stunden in seinem Kabinete liegen; alle
las er selbst; Alles unterschrieb er selbst; Rechtschaffenheit und
Verdienst erhob er; Verstand und Tugend hatten mehr Werth
in seinen Augen, als das Register hoher Ahnen. Er suchte
durch weise Einschränkung die Schulden des Landes zu tilgen,