74 Maximilian I. Der dreißigjährige Krieg.
Jede Partei war zum Kampf= gerüstet; in Vielen lebte
die Ahnung kommender Verhängnisse; endlich entlud sich der
Verderben bringende Sturm, der Deutschland 30 Jahre lang
zerfleischte und unsäglichen Jammer anrichtete.
Die nächste Veranlassung zu diesem unheilvollen dreißig-
jährigen Kriege war folgende: Die Protestanten in Böhmen
beschwerten sich bei dem Kaiser Mathias über Verletzung zu-
gesicherter Rechte; dies war aber vergebens. Darüber entrüstet,
empörten sie sich in Prag, drangen am 23. Mai 1618 in das
dortige Schloß, stürzten die kaiserlichen Räthe vom Fenster
hinunter und bemächtigten sich mit Waffengewalt der Regierung
von Böhmen. Es rückten hierauf zwar kaiserliche Truppen in
Böhmen ein; allein sie wurden bald von den Protestanten ge-
schlagen. Das Jahr darauf starb Kaiser Mathias. Er
hatte noch zu Lebzeiten seinen Vetter, den Erzherzog Ferdi-
nand von Steyermark zu seinem Nachfolger bestimmt. Die
Böhmen erkannten aber Ferdinand nicht an, sondern wählten
nach des Kaisers Mathias Tode 1619 den Kurfürsten von
der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem König. Maximilian
verband sich mit Ferdinand und zog im Jahre 1620 mit
30,000 trefflich geübten Soldaten nach Böhmen.
Vor den Thoren Prags am weißen Berge stieß Maxi-
milian auf das Böhmische Heer und schlug es im Verlaufe
von zwei Stunden aufs Haupt. Am andern Tage, es war der
9. November 1620, zog der Held ohne Siegesgepränge in die
unterworfene Hauptstadt Böhmens ein und begab sich mit den
Worten: „Ich kam und sah; Gott aber siegte!“ in die Kirche,
um inbrünstig dem Gott der Heerschaaren für den Sieg zu
danken. (Siehe Fürstenbilder Nr. 6.)
Herzog Maximilian nahm bis zur Beendigung dieses
vieljährigen Krieges thätigen Antheil an demselben und war
fast der einzige unter den Fürsten Deutschlands, welcher das
Ende desselben überlebte. Er hat in demselben eine der wich-
tigsten Rollen gespielt und erhielt daher für seine geleisteten
Dienste in dem Jahre 1623 vom Kaiser die Kurwürde und
auch die Oberpfalz.