Full text: Geschichte Bayerns.

Jakob Balde. 79. 
des Volkes, Abgestumpftheit und Ertödtung jedes höheren Ge- 
fühls allmählich herbeiführte, trotzdem die Regenten der Bayern 
in dieser schweren Zeit stets als Muster hoher Frömmigkeit 
und Religiosität für alle Unterthanen sich bewährten. Sie 
zeigten sich auch in diesem Zeitabschnitte eifrig in der Grün- 
dung und Bereicherung der Klöster, riefen aber auch andere 
Wohlthätigkeits= und Armen-Anstalten ins Leben. 
Am Anufange dieses Zeitraumes gewahrte man ein reges 
Ringen und Streben nach höherer Cultur und Erkenntniß in 
ganz Deutschland und auch in Bayern. Daß aber durch den 
Ausbruch des 30jährigen Krieges der Bildungsgang der ganzen 
Nation sehr gehemmt wurde, und in diesen stürmischen Zeiten. 
aller Fortschritt des wissenschaftlichen Lebens aufhörte, läßt sich 
leicht denken; denn wo die Flammen des Krieges, sowie damals 
in Bayern, wüthen, da können die Wissenschaften nicht gedeihen. 
1) Jakob Balde. 
Wir können diesen Abschnitt in der Geschichte Bayerns. 
nicht schließen, ohne vorher noch eines ausgezeichneten Mannes- 
zu gedenken, der sich durch seine lateinischen Gedichte den Namen- 
eines deutschen Horaz erworben hat. Jakob Balde, geboren 
im Jahre 1603 zu Ensisheim im Elsaß, besuchte als Jüng- 
ling die Universität Ingolstadt, um sich der Rechtswissenschaft 
zu widmen, trat aber im Jahre 1624 in den Jesuiterorden 
ein, der damals in der ersten Blüthe stand und in katho- 
lischen Staaten das größte Ansehen bei Fürsten genoß. Die 
Mitglieder dieses Ordens fanden als Lehrer, Beichtväter und 
Prediger einen weiten Wirkungskeis. Balde lehrte bald in 
Ingolstadt, bald in München, zeichnete sich durch Geist und 
Eifer vor vielen seiner Genossen aus, huldigte dabei der Dicht- 
kunst, wozu er große Anlage hatte, mit überströmendem Her- 
zen, und las und verehrte die Dichter des alten Rom als seine 
Vorbilder. Später wurde er Prediger der Hofkirche in München. 
Von 1654 an bis zu seinem Tode 1668 lebte er in Neuburg. 
an der Donau und wirkte in den ersten Jahren noch als Pre- 
diger, dann wegen seiner schwachen Gesundheit als Gewissens-
	        
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