Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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bewundernd, bis wir zu dem Orte der Herberge gekommen waren. Vor dem Ein- 
gange der Burg aber war ein geräumiger Platz; ihn nahmen wir ein und schlugen 
dort unsere Zelte auf, wobei uns die Barbaren mild und freundlich halfen und 
sich uns in jeder Weise gefällig erwiesen. 
15. Inzwischen aber legte der Bischof die geistlichen Gewänder an und begann 
auf Ermahnen des Paulicius und der Vornehmen von einem höher gelegenen 
Punkte aus das begierige Volk durch den Mund eines Dolmetschers anzureden 
und sprach also: „Den Segen des Herrn über euch, ihr vom Herrn Gesegneten! 
Wir segnen euch und danken euch im Namen des Herrn, weil ihr uns durch eine 
angenehme und freundliche und gütige Aufnahme erfreut habt. Welches die Ur- 
sache unseres Kommens zu euch ist, habt ihr wohl schon gehört; aber wenn ihr 
wollt, sollt ihr es noch einmal hören und wohl aufmerken. Wir kommen von 
einer langen Reise. Nur euer Heil, eure Seligkeit, euer Glück hat sie verursacht. 
Denn unverletzt, froh und selig werdet ihr in Ewigkeit sein, wenn ihr euern 
Schöpfer anerkennen und ihm allein dienen wollt.“ Indem der Bischof dieses und 
ähnliches, was ich der Kürze halber weglasse, dem rohen Volke in einfacher Weise 
verkündete, unterwarf sich die ganze Menge wie ein Mann, dem heiligen Glauben 
beistimmend, seiner Belehrung. Jener aber lehrte sie mit den Klerikern und 
Priestern sieben Tage lang, unterrichtete sie auf das gewissenhafteste über alles 
die christliche Religion Betreffende; dann ordnete er ein dreitägiges Fasten an und 
befahl, daß sie ihren Körper durch Bäder reinigten und nach Anlegung frisch ge- 
waschener weißer Gewänder, mit reinem Herzen und Leib und reiner Kleidung 
zur heiligen Taufe kämen. 
16. Inzwischen hatte Otto drei Taufstellen errichten lassen und ordnete nun 
an, daß er selbst in der einen alle Knaben, andere Priester aber in der einen die 
Frauen besonders, in der anderen die Männer besonders taufen sollten. Auch 
wies der heilige Vater an, die heilige Handlung mit solcher Gewissenhaftigkeit, 
Sauberkeit und Ehrbarkeit zu vollziehen, daß dabei nichts Ungebührliches, nichts 
die Scham Verletzendes oder was überhaupt einem der Heiden weniger gefallen 
könnte, vorkäme. Denn er ließ große Fässer über die Erde hervorragend ein- 
graben, so daß der Rand derselben ungefähr bis zum Knie des Menschen oder 
wenig niedriger hervorragte; sie wurden mit Wasser angefüllt, in das man dann 
leicht hineinsteigen konnte. Um die Fässer ließ er Säulen aufstellen und Stricke 
ziehen und Tücher darüber hängen, so daß das Gefäß wie von einer Kuppel von 
allen Seiten umgeben wurde. Vor dem Priester aber und seinen Gehilfen, die 
auf der einen Seite stehend die heilige Handlung vollziehen sollten, ließ er über eine 
ausgespannte Leine Linnen hängen, damit der Schamhaftigkeit nach allen Seiten 
Genüge getan, damit keine Torheit und Unziemlichkeit bei der heiligen Handlung 
bemerkt würde und sich nicht etwa ehrbare Personen aus Scham der Taufe ent- 
zögen. Als daher die Scharen zu dieser Stelle der Lehre kamen, redete der 
Bischof sie mit einer die Sache betreffenden Ansprache alle gemeinsam an, stellte 
dann rechts und links die Geschlechter getrennt auf, salbte die Geprüften mit Ol 
und befahl ihnen dann, zu den Taufstellen zu gehen. Am Eingange des Zeltes 
traten immer nur einzelne mit ihren Gevattern ein, und sofort nahmen diese des 
zu Taufenden Kleid und Wachskerze, hielten es, während jener in das Wasser 
stieg, vor das Gesicht und warteten so, bis sie es ihm beim Heraussteigen wieder- 
geben konnten. Der an der Kufe stehende Priester aber, der mehr hörte als sah, 
daß jemand im Wasser war, entfernte ein wenig den Vorhang und vollzog durch
	        
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