Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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geben. Sie aber bestätigten, daß jenes nach den Gesetzen wahr sei, wünschten 
aber, im Hinblick auf die göttliche Barmherzigkeit möchte das letztere eintreten. 
Der Kaiser befahl nun, daß alle Konsuln und gewesenen Konsuln, Hauptleute und 
Ritter, Rechtskundigen und Richter als Geiseln behalten, das Volk aber als 
weniger schuldig nur nach Ablegung eines Eides in die Stadt zurückgeschickt werde. 
Hierauf sandte er Bevollmächtigte in die Stadt und befahl, daß alle, die zwölf— 
jährig oder darüber waren, die Huldigung leisteten, was auch geschah. Er befahl 
ferner, daß die einzelnen Stadttore und um die Tore Graben und Mauer ein- 
gerissen wurden, damit zu jedem Tore für eine Heeresabteilung in breiter Front- 
stellung und bei gleichem Schritte der Eingang offen stehe, und so geschah es. 
Und da ihnen von zweitausend Burgen nur vier noch übrig geblieben waren, so 
mußten sie auch diese übergeben, und zwar nach Richterspruch. Nachdem aber der 
Kaiser Mailand besiegt hatte, siegte bei ihm das Erbarmen, und damit er nicht 
durch die Gemeinschaft mit Geächteten sündige, sondern dem Erbarmen genugtue, 
sprach er die Mailänder für ihre Personen los vom kaiserlichen Banne. Darauf 
wurden die Stadtmauern, Gräben und Türme allmählich zerstört und so die ganze 
Stadt von Tag zu Tag mehr und mehr dem Verfall und der Verödung anheim- 
gegebent). Die Mailänder erhielten den Befehl, sich sämtlich auf die Dörfer und 
in ihre Landhäuser zurückzubegeben und als Landleute mit Ackerbau sich zu be- 
schäftigen. In der Stadt selbst wurde keinem zu wohnen erlaubt. 
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Friedrich Barbarossa wird von Heinrich dem Löwen im Stich gelassen. 
1176. 
Quelle: Arnold von Lübeck, Chronik der Slawen (Lateinisch)). II,C 1. 
Übersetzung: Dr. J. C. M Laurent, Die Chronik Urnolds von Lübeck. Berlin 1853. 
(Gesch. d. d. V. XIII. Jahrh. 3. Bd.) S. 34 und 35. 
Um diese Zeits) befand sich der Kaiser, mit vielen Kriegen beschäftigt, in 
Italien. Die Langobarden hatten sich nämlich allesamt gegen ihn empört, und 
jener Teil des Reiches war gar sehr in Verwirrung und Unruhe, vielleicht zur 
Strafe für die Sünde der Kirchenspaltung, welche bereits viele Jahre gewährt 
hatte; denn viele gingen nicht durch die Türe hinein in den Schafstall zu den 
Schafen, sondern stiegen von anderen Seiten in denselben und suchten die Kirche 
heim mit schismatischem Irrglauben. So hatte der Kaiser in diesen Kämpfen nicht 
das erwünschte Kriegsglück, sondern verließ, schwer bedrängt und besorgt, jenes 
Land und kam über die Alpen nach Deutschland. Hierauf berief er die Fürsten, 
schilderte ihnen die Verwirrung des Reiches und forderte sie auf, mit ihm zur 
Überwältigung der Empörer nach Italien zu ziehen. Auch den Herzog Heinrich 
suchte er durch die dringendsten Bitten zur Übernahme dieser Mühe zu bewegen)). 
1) Bis hierher der Brief Burchards. 
2) Der Abt Arnold, der um 1200 das Lübecker Johannisstift leitete, wollte in den 
sieben Büchern seiner bis zum Jahre 1209 reichenden Chronik eine Fortsetzung von 
Helmolds Slawenchronik liefern. Das Werk wuchs sich indessen aus zu einer Geschichte 
seiner Zeit, aus der vor allem die Gestalt Heinrichs des Löwen scharf entgegentritt. 
Im ganzen ist d#e Buch wahrheitsliebend, zuverlässig und unparteiiüsch. « 
Sol eine Zusammenkunft stattgefunden hat, ist zweifelhaft. Unsicher bleibt auch 
für die, die sie behaupten, der Ort. Genannt werden Chiavenna (südlich von den Alpen) 
und Partenkirchen (nördlich von den Alpen). · 
  
 
	        
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