Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Hundert Gleven, die sie und der alte Herzog Ruprecht und der junge Markgraf 
von Baden und ihre Helfer beieinander hatten, und mit zweitausend Bauern aus 
dem Lande derer von Württemberg und zogen auch zu dem vorgenannten Kirch— 
hofe, vor dem die Städte lagen. Und da beide Heere einander ansichtig wurden, 
da saßen die Herren größtenteils ab von ihren Hengsten und rückten zu Fuß an 
das Volk von den Städten heran, und sonderlich trat der Junge von Württemberg 
vor den anderen an den Streit. Da stellten sich die Städte zur Gegenwehr und 
ward ritterlich auf beiden Seiten gefochten. Und alsbald wurde der junge Herr, 
Graf Ulrich von Württemberg, erschlagen und ein Graf von Löwenstein, einer von 
Werdenberg und gegen sechzig Ritter und Edelknechte, die ihnen nachfolgten. 
Beim ersten Zusammenstoß wurde der Streit den Herren abgewonnen, so daß sie 
verzagten. Da stärkte der alte Graf von Württemberg ihren Mut; er rief den 
Herren zu und sprach: „Sehet, wie die Städte fliehen! Fechtet unerschrocken! Bald 
sind sie alle in unseren Händen.“ Da meinten etliche, die hintenan bei dem 
Streit waren, es wäre also, und begannen zu fliehen. Unterdessen kamen die 
Herren von Bitsch und der Vogt von Rosenfeld herzugeeilt mit hundert Gleven, 
die waren geruhet, und vernichteten der Städte Heer. Da wurde alsbald den 
Städten der Streit wieder abgenommen, so daß sie unterlagen. Also siegten die 
Herren und behielten das Feld. Hiermit war der Streit entschieden. Es wurden 
von den Städten erschlagen gegen tausend Mann und gefangen gegen sechshundert; 
die anderen entrannen. Doch in der Herren Heer ward erschlagen der junge Graf 
von Württemberg und andere, als zuvor gesagt ist, und andere Bauern. Dieser 
Streit geschah an einem Sonntage früh am Bartholomäusabende nach Gottes 
Geburt im Jahre 13881). 
82. 
Die Erhebung der Zünfte in Braunschweig. 
1374. 
Quelle: Hermann Bote, Das Schichtbuch der Stadt Braunschweig 
(Niederdeutsch)2). 
Übertragung: Erler a. a. O. Bd. 3. S. 452—457. 
An einem Montage, vierzehn Tage nach Ostern, als St. Peters Tag warn), 
um acht Uhr morgens, da war der Rat mit den Gildemeistern zusammen im 
Remter") bei den Brüdern wegen der Verhandlung, die der Rat angeknüpft hatte 
mit dem Rate zu Magdeburg. Und es begannen die Gildemeister mit dem Rate 
zu streiten und schickten heimlich in den Hagen5) und ließen ein Gerücht aus- 
1) Der Kampf fand also am 23. August 1388 statt. 
*) Am Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb der sonst unbekannte Braunschweiger 
Hermann Bote sein Schichtbuch, d. h. Buch des gewaltsamen Geschehens; er erzählt darin 
ausführlich und lebendig, aber einseitig vom Standpunkt der Geschlechter aus alle Auf- 
stände, die in der Zeit von 1293—1510 die Zünfte, hier oft Gilden genannt, gegen den 
patrizischen Rat der Stadt unternahmen. 
2) Der Aufstand begann am 27. April 1374. 
6!) Remter ist der Speise- und Versammlungssaal im Kloster. 
*) Die Stadt Braunschweig ist allmählich aus fünf Weichbilden (Brunswik, Altstadt, 
Hagen, Neustadt, Sack) zusammengewachsen, die damals noch getrennte Verwaltungen 
hatten, daher auch die vielen Bürgermeister.
	        
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